Wir müssen schlafen. Jeder muss schlafen. Das ist eine Tatsache. Warum? Weil unser Körper so gebaut ist. Es gibt eine Zeit, in der wir aktiv sind – meistens tagsüber –, und es gibt eine Zeit, in der wir passiv sind und uns erholen, Teile unseres Körpers regenerieren und erneuern, meistens nachts.

Schlaf ist für jeden Menschen wichtig und unersetzlich, aber wenn man abnehmen will, ist er noch wichtiger, als wenn man nicht abnehmen will. In der Tat belegen Studien, dass zu wenig Schlaf meist eine Gewichtszunahme nach sich zieht.

Warum ist das so? Wir wissen es schon: Schlafenszeit ist Fastenzeit. Wir essen nicht, während wir schlafen. Unser Körper ist jedoch darauf eingestellt, in dieser Zeit, in der wir ihn in Ruhe arbeiten lassen, ohne ihn durch Essenszufuhr zu stören, sehr viele Prozesse ablaufen zu lassen. Und unser Körper ist kein Computer, der das in Hundertsteln von Sekunden kann. Also brauchen wir nicht nur drei oder vier Stunden Schlaf, sondern mindestens sieben oder acht. Denn so lange braucht unser Körper, um all seine Aufgaben, die er nachts abzuarbeiten hat, zu erfüllen, um uns wieder fit für den Tag zu machen.

Eine dieser Aufgaben ist auch, unser Gewicht stabil zu halten. Wir sollten nicht zu viel wiegen, aber auch nicht zu wenig. Diese Vorgabe stammt noch aus Urzeiten, als wir fit genug sein mussten, um vor einem Säbelzahntiger davonzulaufen, und auch kräftig genug, um ein Mammut zu erlegen oder nach Wurzeln, Beeren und Samen zu suchen.

Bei Tieren, die in der freien Natur leben, funktioniert das auch immer noch gut. Oder hat schon mal jemand einen übergewichtigen Hirsch gesehen oder ein übergewichtiges Wildschwein? Nein. Diese Tiere haben keinen Kühlschrank und keinen Supermarkt um die Ecke, essen keinen Zucker und kein Weißmehl, bewegen sich den ganzen Tag, um Futter zu finden, und nachts schlafen sie.

Leider ist unser Leben nicht mehr so. Wir müssen nicht nach Futter suchen, wir können uns die Pizza liefern lassen, ohne uns mehr als zur Tür hin und zurück zu bewegen. Und oft sind wir von der Arbeit oder von persönlichen Schwierigkeiten so gestresst, dass wir nachts nicht schlafen können.

Beides trägt bei den meisten Leuten dazu bei, dass sie sich ein Fettpölsterchen nach dem anderen zulegen. Aber es ist nicht nur die Pizza, die das bewirkt, sondern auch der fehlende Schlaf. Schlaf ist der natürliche Jungbrunnen unseres Körpers, die natürliche Quelle unserer Kraft. Wenn man zu wenig davon bekommt, hat man oft keine Energie und sieht im wahrsten Sinne des Wortes alt aus.

Möglicherweise trägt dazu, dass man jünger aussieht, auch die Autophagie bei, für die im Jahre 2016 ein Nobelpreis an einen japanischen Forscher ging, der entdeckt hat, dass es diesen Vorgang in unserem Körper gibt. Bei der Autophagie werden nachts alte Zellen entsorgt (also vom Körper aufgelöst und über die üblichen Wege aus dem Körper entfernt) und neue gebildet. Deshalb wundert man sich manchmal, dass Leute, die regelmäßig fasten, aussehen, als wären sie 40, obwohl sie bereits über 60 sind.

Die Autophagie tritt jedoch erst nach einiger Zeit ein, nicht schon nach zwei oder drei Stunden. Mindestens acht Stunden Schlaf sollten es schon sein. Und danach noch eine Periode von mindestens vier Stunden, in der man nichts isst, also zwölf Stunden insgesamt, um der Autophagie eine Chance zu geben. Länger ist noch besser. Manche Forscher sagen, man sollte mindestens einmal in der Woche 24 Stunden fasten, um die Autophagie zu ermöglichen, besser noch 36 oder 42 Stunden. Dabei scheint es die besten Ergebnisse zu geben.

Die Autophagie hat jedoch nichts mit unseren Fettdepots zu tun. Das ist wieder eine ganz andere Schiene. Unsere Fettdepots haben – wie schon an anderer Stelle gesagt – mit unserem Insulin zu tun. Und das braucht auch einige Zeit, um herunterzukommen, nachdem wir eingeschlafen sind. Es gibt ja eine Abnehm-Methode, die Schlank im Schlaf heißt, und das ist gar nicht so falsch. Je länger wir schlafen und je länger wir nichts essen, desto mehr Fett wird abgebaut.

Das setzt jedoch voraus, dass wir auch vor unserem Zu-Bett-Gehen mindestens vier Stunden nichts gegessen haben. Kein Betthupferl, kein Bier kurz vor dem Schlafengehen und schon gar keine Chips oder Süßigkeiten. Also kein Naschen abends beim Fernsehen und auch kein Essen, welcher Art auch immer, sowie nur Wasser zum Trinken oder ungesüßter (Kräuter-)Tee.

Wenn man also um sechs Uhr zu Abend gegessen hat und danach nichts mehr, nur noch Wasser oder Tee, hat man um Mitternacht schon sechs Stunden lang nichts gegessen, und das heißt, unser Körper hat schon einiges von dem Glykogen verbraucht, das er tagsüber in unserer Leber gespeichert hat, für den schnellen Energiebedarf. Dieses Glykogen muss erst verbraucht werden, bevor unser Körper unsere Fettdepots angreift, deshalb ist diese lange Zeit des Nichtessens vor dem Schlafengehen so wichtig.

Dann legen wir uns ins Bett, und da geht es dann erst richtig los mit dem Abnehmen im Schlaf. Sobald das Glykogen verbraucht ist, braucht unser Körper eine andere Energiequelle. Und da wir nichts essen, wenn wir schlafen, greift er dann auf unsere Fettdepots zurück, verwandelt unser Fett in Zucker, der dann alle Funktionen des Körpers über Nacht aufrechterhält, damit wir nicht im Schlaf verhungern, bis wir wieder aufwachen.

Die meisten Leute wachen so zwischen sieben und acht Uhr am Morgen auf, manche auch früher, das sind die Frühaufsteher. Die gehen aber meistens auch spätestens um neun oder zehn Uhr ins Bett. Manche sogar schon um acht. Und dann sind sie schon um vier oder fünf Uhr wach.

Das ändert jedoch nichts an der Gesamtzeit des Schlafes, und das ist wichtig. Wenn man aufwacht und dann noch ein paar Stunden wartet, bis man das erste Mal isst, ist es völlig egal, ob man um vier Uhr oder um sieben Uhr aufwacht.

Nach dem Aufwachen – sagen wir mal, um sieben Uhr – warten wir also noch vier Stunden, bis wir essen, das wäre dann um elf Uhr. Dann kann man sich allerdings überlegen, ob man nicht gleich bis zum Mittagessen um zwölf oder ein Uhr wartet und dann das erste Mal isst. Jede Stunde mehr, die man nicht isst, bringt Fettverlust.

Man kann – und sollte auch – jedoch so viel trinken, wie man möchte. Das kann grüner oder anderer Tee sein, Wasser oder auch Kaffee. Berühmt geworden ist da mittlerweile der sogenannte Bullet Proof Coffee, das ist Kaffee mit ein oder zwei Teelöffeln Kokosöl, der das Fasten nicht beeinträchtigt. Keines dieser Getränke sollte jedoch Zucker enthalten, auch keinen Süßstoff. Denn das würde dem Insulin ein falsches Signal geben so in dem Stil: Da kommt jetzt was zu essen, also kein Fett mehr abbauen, jetzt wieder Fett einlagern.

Je tiefer, länger und ungestörter wir schlafen, desto ungestörter können auch die Hormone in unserem Körper ihre Arbeit verrichten. Wenn es ums Abnehmen geht, eine fast nicht zu schlagende Waffe.

Für die wir nichts tun müssen, als uns ins Bett zu legen.