Natürlich schlank bedeutet bei den meisten Leuten in der Tat nicht mehr als nur einmal oder zweimal oder höchstens dreimal am Tag zu essen, wie es früher üblich war, Frühstück, Mittagessen und Abendessen, und dazwischen nicht zu snacken. Denn darauf läuft unser natürliches Hungergefühl hinaus, das uns bei Natürlich schlank leitet. Zudem hat man meistens auch eher Appetit auf richtige Lebensmittel, nicht auf verarbeitete Sachen aus der Tüte. Damit ernähren wir uns also, wenn wir uns nach unserem Hunger richten, meist auch gesünder.

Und das führt zu großen Abnehmenerfolgen. Niemand, der 16, 18 oder 20 Stunden am Tag nichts isst, kann dick bleiben. Manche verlängern das auch auf 24 Stunden. Muss aber nicht sein. 16 reichen auch. Sogar 14.

Ehrlich gesagt wusste ich immer, dass das funktioniert, aber ich wusste nicht genau, warum es so gut funktioniert. Außer dass man insgesamt weniger isst, also quasi eine Kalorienreduktion. Wenn man jedoch in Kalorien denkt, denkt man falsch, das war mir auch schon lange Zeit klar. Denn man kann beispielsweise ungeheuer viele Kalorien fast ausschließlich in der Form von Fettkalorien zu sich nehmen, ohne Kohlenhydrate, und nimmt trotzdem nicht zu, sogar ab.

Nun gibt es seit ein paar Jahren einen neuen Ansatz, der das sehr gut erklärt. Der Vorreiter dieses Ansatzes ist der kanadische Nierenarzt Dr. Jason Fung. Als Nierenspezialist hatte und hat er praktisch ausschließlich mit Patienten zu tun, die an Diabetes 2 leiden. Ihre kaputten Nieren, weshalb sie dann oft an die Dialyse müssen und früh sterben, wenn sie keine Ersatzniere bekommen, sind eine Folge dieses Diabetes, der in den meisten Fällen wiederum eine Folge von Übergewicht ist.

Über die Jahre, die er als Arzt arbeitete, kam er zu dem Verdacht, dass er weit weniger Patienten hätte, wenn es keinen Diabetes gäbe und noch weiter zurückgedacht kein Übergewicht. Es gibt auch schlanke Patienten mit Diabetes 2, aber die sind die Ausnahme.

In Nordamerika, noch mehr in den USA, aber wohl auch in Kanada, ist die Übergewichtsexplosion schon sehr lange erkennbar gewesen, bevor das auf den Rest der Welt überschwappte. Gleichzeitig mit dem steigenden Übergewicht stieg auch der Diabetes 2.

Der Zusammenhang wurde immer wieder erwähnt, aber nicht wirklich untersucht. Der Rat, den praktisch alle Ärzte ihren Patienten gaben, wenn sie mit Übergewicht und/oder Diabetes 2 zu ihnen kamen, war immer derselbe: die Kalorien reduzieren und sich mehr bewegen. Das erzählt uns auch jede Diät.

Aber ist es nicht auffallend merkwürdig, dass das einfach nicht funktioniert? In Amerika macht der durchschnittliche Amerikaner (oder vielleicht eher die Amerikanerin) 126 Diäten in seinem/ihrem Leben. Das bedeutet so ca. zwei Diäten im Jahr im Durchschnitt. Schon Kinder werden oft dazu angehalten, aber gehen wir einmal davon aus, dass das hauptsächlich die Erwachsenen betrifft, dann ist die Anzahl der Diäten pro Jahr sogar noch größer.

Diäten funktionieren also nicht. Gut, das wissen wir. Aber wissen wir, warum? Nicht so richtig. Warum funktioniert es einfach nicht, obwohl wir uns so bemühen? Wir reduzieren die Kalorien und wir bewegen uns mehr, das ist mittlerweile durch Studien belegt. Insbesondere Übergewichtige achten sehr viel mehr auf das, was sie essen, und trainieren mehr.

Also müssten wir doch alle schlank sein, oder nicht? Die Realität sieht aber anders aus. Wir sind es nicht. Und darüber hinaus nehmen wir nach jeder Diät mehr zu, als wir vorher abgenommen haben. Wir sind also zum Schluss dicker, wenn wir Diäten machen, als wenn wir keine machen. Das liegt daran, dass sich unser Körper während der Diät auf die geringere Kalorienanzahl einstellt und damit dann auch nach der Diät auskommt. Wenn wir mehr essen, also wieder unsere normale Kalorienanzahl von vorher, was durchaus wenig sein kann, wird das als Fett eingelagert.

Mit (Intervall-)Fasten kann man diesen Teufelskreis durchbrechen. Es gibt auch Leute, die nach dem Fasten wieder zugenommen haben, aber das ist völlig normal, wenn man einfach zu viel isst oder sich nur von weißem Mehl, Zucker und abgepackten, hochverarbeiteten Lebensmitteln ernährt. Das trifft für viele Übergewichtige nach einer Diät aber gar nicht zu. Sie essen sogar weniger Kalorien als vorher, ernähren sich sehr gesund, erhöhen vielleicht sogar noch ihr Trainingsprogramm und nehmen zu.  

Dafür gab es nie wirklich eine Erklärung, weil wir alle von dem Kalorien-rein-Kalorien-raus-Modell ausgegangen sind. Was uns ja nicht nur über Jahre, sondern Jahrzehnte eingeredet wurde.

Dr. Fung hat das jetzt geändert. Er hat nämlich herausgefunden, dass Zunehmen und Abnehmen oder wie schlank oder dick man ist, mit dem Insulinspiegel zusammenhängt. Nicht mit dem Zuckerspiegel, der immer gemessen wird, wenn man einen Bluttest machen lässt, sondern mit dem Insulinspiegel. Die beiden hängen zwar zusammen, aber sind nicht dasselbe.

Der Glukosewert im Blut, der üblicherweise gemessen wird, ist nur ein Symptom des erhöhten Insulinspiegels, der wiederum ein Symptom der Insulinresistenz ist, die oftmals auch mit Diabetes 2 gleichgesetzt wird. Das stimmt nicht ganz, denn die Insulinresistenz ist schon lange da, bevor der Diabetes auftaucht.

Nun hat man in den vergangenen Jahrzehnten versucht, den Glukosewert, also den Zucker im Blut, zu reduzieren, um damit den Diabetes zu bekämpfen. Dabei haben die Ärzte – auch Dr. Fung, wie er selbst zugibt – völlig übersehen, dass der Zuckerwert nur ein Symptom ist für etwas anderes. Sie haben also das Symptom behandelt, nicht die Ursache der Krankheit. Dadurch wurde die Krankheit selbst immer schlimmer, auch wenn der Zuckerspiegel sank. UND die Patienten nahmen immer weiter zu, obwohl sie eigentlich hätten abnehmen sollen, um gesund zu werden.

Das Allerfurchtbarste war dann, dass die Ärzte auch noch Insulin spritzten, obwohl der Insulinspiegel schon überlief. Aber wenn der Zuckerwert dann durch das Insulin erniedrigt wurde, waren sie zufrieden, dachten nicht mehr weiter darüber nach, dass sie ihre Patienten nicht gesund machen, sondern immer kränker. Obwohl sie das an den Resultaten merkten.

Dr. Fung kam dann irgendwann 2008 oder so auf den Gedanken, dass da irgendetwas nicht stimmen kann mit seiner Behandlung. Seine Verzweiflung, dass er seine Patienten nicht gesund machen konnte, wurde immer größer, denn dafür hatte er eigentlich Medizin studiert.

Durch Recherche stieß er auf Ergebnisse von vor hundert Jahren oder sogar schon früher, bei denen Patienten abgenommen hatten und dadurch ihren Diabetes losgeworden waren. Es gibt auch jüngere Studien, aber was er besonders frappierend fand, war, dass es schon so lange bekannt ist, wie man Diabetes heilen kann.

Und so ließ er seine Patienten fasten, um den Insulinspiegel zu senken, NICHT den Zuckerspiegel.

Überraschung. Es funktionierte. Seine Patienten nahmen mit Leichtigkeit ab, ihr Zuckerspiegel sank automatisch, weil der Insulinspiegel sank, und der Diabetes verschwand manchmal sogar schon nach ein paar Wochen.

Der Grund dafür ist, dass Insulin ein Hormon ist. Hormone kennen keine Kalorien. Unser Körper kennt keine Kalorien. Deshalb war der Ansatz, Kalorien zu zählen, von Anfang an zum Scheitern verurteilt.

Durch das Essen von immer weniger natürlichen Lebensmitteln in immer größeren Mengen und zu häufiges Essen – was in den letzten Jahren oder sogar Jahrzehnten immer mehr empfohlen wurde, 6-8 Mal am Tag, besonders für Diabetiker – entsteht Insulinresistenz, die führt dann dazu, dass das Insulin nicht mehr richtig von den Zellen aufgenommen werden kann und der Insulinspiegel steigt. Das ist nichts Neues, aber es wurde falsch interpretiert. Denn der erhöhte Insulinspiegel führt zu einem erhöhten Zuckerspiegel. Und der wurde einzig wahrgenommen.

Wenn man nun aber einen erhöhten Insulinspiegel mit noch mehr Insulin „behandelt“, kann das nur in einem Desaster enden. Man muss sich das einmal bildlich vorstellen. Das Glas ist schon voll, übervoll sogar, und man gießt noch etwas hinzu. Was passiert dann? Es läuft über. Die richtige Vorgehensweise wäre aber, das Glas zu leeren, damit neues Insulin, das unser Körper bei jedem Essen produziert, darin Platz findet.

Das überlaufende Insulin führt zu einer immer größeren Zuckerverseuchung des Blutes, weil die Zellen ja schon voll sind und nichts mehr aufnehmen können (was die Ärzte dann wieder mit noch mehr Insulin behandeln, ein absoluter Teufelskreis), und diesen Zucker versucht der Körper dann verzweifelt irgendwo unterzubringen. Und das Ergebnis ist, dass er ihn in Körperfett umwandelt und einlagert. Das ist die natürliche Vorgehensweise unseres Körpers, nichts Krankhaftes.

Beim Fasten wird das Glas geleert, deshalb sinkt der Insulinspiegel und auch der Zuckerspiegel, und wir können das Insulin, das bei unserem nächsten Essen von unserem Körper erzeugt wird, ganz bequem in unseren Zellen unterbringen. Es wird kein Fett aufgebaut, es wird sogar Fett abgebaut, wenn wir eine gewisse Zeit lang nichts essen.

So einfach und schnell, wie ich das jetzt hier beschrieben habe, geht es natürlich nicht. Besonders, wenn man sehr hohes Übergewicht oder vielleicht sogar schon Diabetes hat. Dann braucht es ein paar Monate, bis man die ganzen Fettzellen geleert hat. (Und Diabetiker müssen zudem ihre Medikation in Absprache mit ihrem Arzt anpassen. Sonst kommen sie in die Unterzuckerung. Was sehr gefährlich ist.) Es geht jedoch vergleichsweise schnell, weil der Körper erleichtert aufatmet und uns mit seinen sämtlichen Abnehmfunktionen unterstützt.

Das Ziel des (Intervall-)Fastens ist deshalb, den Körper wiederum bei seinen Bemühungen (die er von Natur aus hat, die aber durch das Insulin lahmgelegt wurden) zu unterstützen und den Insulinspiegel zu senken. Damit unser Körper seine Insulinresistenz abbaut und wieder ganz normal Insulin verarbeiten kann, das, was wir gegessen haben, nicht in Fett umwandelt, sondern in den natürlichen täglichen Fastenperioden (schlafen plus 2-3 Stunden davor und danach nichts essen) auf das Fett, das von uns schon früher eingelagert wurde, zurückgreift.

Dr. Fung hat festgestellt, dass sich einige Organe wieder erholen, wenn der Insulinspiegel gesenkt wird. Auch die Bauchspeicheldrüse nimmt wieder ihre Arbeit auf, die sie wegen des Insulinüberschusses nach einiger Zeit einstellt. Was ganz logisch ist, denn wenn der Körper schon in Insulin schwimmt, warum sollte die Bauchspeicheldrüse dann noch mehr Insulin produzieren? Aber sie geht dabei nicht kaputt, wie lange Zeit behauptet wurde, sie ruht einfach nur. Sobald der Insulinspiegel so weit unten ist, dass sie wieder gebraucht wird, wacht sie auf.

Wenn schon andere Organe angegriffen sind, zum Beispiel die Nieren, funktioniert das leider nicht so. Das lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Deshalb sollte man möglichst dafür sorgen, dass das gar nicht erst passiert. Kein Diabetes, kein Übergewicht, gesundes Essen.

Wobei gerade das Intervall-Fasten es einem ermöglicht, sich auch einmal richtig zu verwöhnen, was das Essen betrifft. Denn für eine kurze Zeit – zum Beispiel für einen Urlaub oder auch nur ein Wochenende oder eine spezielle Partyeinladung – kann man ruhig einmal auf das Fasten verzichten. Selbst wenn man nach einem Urlaub zugenommen hat, fastet man dann einfach wieder normal 16, 18 oder 20 Stunden am Tag oder auch mal vier Tage am Stück, und das Gewicht geht wieder auf das Normalgewicht herunter. Weil das Insulin normal ist.

Was Dr. Fung immer netterweise hervorhebt, ist, dass wir Übergewichtigen die ganzen letzten Jahrzehnte für etwas verantwortlich gemacht wurden, ja regelrecht dafür zum Sündenbock gemacht wurden, wofür wir gar nichts können, nämlich für unser Insulin, was ein ganz normales Hormon unseres Körpers ist. Insulinresistenz durch zu viel Insulin kann sogar schon im Mutterleib entstehen, wenn die Mutter schwer übergewichtig ist. Dann werden die Kinder schon übergewichtig und mit Insulinresistenz geboren. Diese Kinder haben es dann natürlich besonders schwer, im späteren Leben nicht übergewichtig zu sein. Aber wenn sie regelmäßige Essenspausen einhalten und beispielsweise nur zwei- oder dreimal am Tag essen, können auch diese Kinder zu normalgewichtigen Erwachsenen werden.

Es geht weniger um das, WAS wir essen, sondern darum, WIE OFT wir essen.

Deshalb ist das erste, was Dr. Fung empfiehlt: keine Snacks. Selbst bei Diäten wird ja oft gesagt, man sollte auch noch einmal zwischendurch essen, zwischen Frühstück und Mittagessen, zwischen Mittagessen und Abendessen. Das ist kontraproduktiv, weil das den Insulinspiegel hochhält und damit die Fetteinlagerung erleichtert und den Abbau von Fett verhindert.

Die zweite Empfehlung ist: jeden Tag 16 Stunden nichts essen und nur während der 8 Stunden dazwischen essen. Also beispielsweise Abendessen um 18 oder 19 Uhr, dann nichts mehr essen. Bei einem Abendessen um 6 Uhr kann man dann am nächsten Tag ab 10 Uhr wieder etwas essen. Ein spätes Frühstück oder einen frühen Brunch. Man kann natürlich das Frühstück auch ganz weglassen und dann noch zwei Stunden warten und beispielsweise um 12 Uhr gleich mit dem Mittagessen in den Tag starten.

Wenn man das Abendessen weglassen will, geht das genauso. Also ordentlich frühstücken, ordentlich zu Mittag essen und dann nichts mehr essen bis zum nächsten Frühstück.

Da ich morgens nie Hunger habe, lasse ich das Frühstück weg (natürlich schlank – ich esse nur, wenn ich Hunger habe), aber wenn man morgens Hunger hat, sollte man auch frühstücken und eher das Abendessen weglassen.

Und ganz wichtig: Keine Kalorien zählen! Sich richtig sattessen bei den Mahlzeiten. (Möglichst aber auch nur natürliche Lebensmittel essen, denn Süßigkeiten oder Kuchen oder Weißbrot lassen den Insulinspiegel extrem ansteigen. Das würde es sehr erschweren, den Insulinspiegel auf Dauer zu senken.)

Wer sich Dr. Fung ansehen und anhören will, kann das auf seinem YouTube-Kanal tun:

https://www.youtube.com/user/drjasonfung

Er hat eine Menge Videos online, in denen er das alles im Detail erklärt.

Die Videos sind alle auf Englisch, aber es gibt Dr. Fungs Bücher auch auf Deutsch. Im Englischen heißen sie Der Obesity-Code und Der Diabetes-Code, das ging für den deutschen Verlag aber anscheinend nicht in die von ihnen gewünschte Richtung, also heißt der Obesity-Code auf Deutsch Die Schlankformel. Ich habe das Buch hier in der Seitenleiste mit dem Bild verlinkt. Wer sich das mal anschauen will, einfach draufklicken und nachschauen, ob das etwas für sie ist.

Das aktuelle Buch