Natürlich wäre es das nicht.
Die Gewichtsverluste in der Sendung sind nur Augenwischerei und dienen vor allem dazu, dass Übergewichtige sich noch schlechter fühlen, als sie es ohnehin schon tun, und dass sie dementsprechend mehr nach Diäten (und Diätmittelchen) streben.
Diäten und entsprechende Produkte, die natürlich nicht kostenlos sind. Das wäre ja nicht einträglich, und wären Diäten umsonst, gäbe es die Sendung möglicherweise gar nicht, denn sie ist in erster Linie ein Vehikel für Werbung. Bezahlte Werbung, die dem Sender viel einbringt. Übergewichtige werden wie Freaks vorgeführt, damit sich andere daran dumm und dusselig verdienen können.
Denn die Kandidaten haben sicherlich nichts davon. Und sie kosten auch nichts, weil sie verzweifelt genug sind, sich für eine solche Sendung zur Verfügung zu stellen. Nur Verzweiflung kann einen dazu treiben, sich so zum Affen zu machen, sich vor Millionen von Zuschauern wie den letzten Dreck behandeln zu lassen und dazu auch noch ein möglichst fröhliches Gesicht zur Schau zu tragen.
Es ist demütigend, wie mit den Menschen in dieser und ähnlichen Sendungen umgesprungen wird, aber es entspricht dem Geist der Zeit. Obwohl Übergewicht offensichtlich ein Problem der Zeit ist, wird es immer noch wie ein persönliches Versagen betrachtet. Und wie schon zu Neros Zeiten im römischen Circus Maximus werden diejenigen, die sich nicht dagegen wehren können, den Löwen – in diesem Fall den Fernsehzuschauern – zum Fraß vorgeworfen.
Es gibt nur ein Mittel, sich dagegen zu wehren: nicht übergewichtig werden, und wenn man es ist: nicht übergewichtig bleiben.
Mit der Biggest-Loser-Diät wird man das allerdings nicht schaffen. Es ist keine besondere Diät, mehr so einfach weniger von allem, denn in erster Linie zählt das Kaloriendefizit. Weniger Kalorien essen, als man verbraucht.
Wenn man mehr Kalorien isst, als man verbraucht, nimmt man zu, also muss man doch, wenn man weniger Kalorien isst, als man verbraucht, ganz automatisch abnehmen. So die Theorie.
Ganz falsch ist das natürlich nicht. Und wenn man dazu noch mehr Bewegung hat, von Jillian Michaels oder ähnlichen Folterknechten durch die Gegend gejagt wird (Jillian Michaels Frau ist sicherlich superschlank, anders kann ich mir das nicht vorstellen ), verbraucht man noch mehr Kalorien, mehr zu essen kriegt man nicht – und das Ergebnis kann nur ein Gewichtsverlust sein.
Sport wird vom Energieverbrauch her weit überschätzt, das habe ich ja schon mal erklärt, aber in der Massivität, die die armen Kandidaten, die zuvor reine Couchpotatoes waren, ertragen müssen, bringt er schon etwas. Ein Wunder, dass nicht mehr von den Kandidaten mit einem Herzinfarkt zusammenbrechen. 200-Kilo-Personen joggen zu lassen grenzt schon an Mordversuch. Aber bisher scheint es ja noch immer gutgegangen zu sein.
Also wie gesagt gibt es beeindruckende Erfolge, auch wenn so ein Wettbewerb höchst fragwürdig ist. Aber was passiert nach dem Wettbewerb?
Das Problem ist: weniger Kalorien und mehr Bewegung über mehrere Monate gleicht einem Training fürs Zunehmen. Denn der Körper passt sich an. Mehr Bewegung, aber nur die Hälfte der Kalorien? Da wird auf die körpereigenen Reserven zurückgegriffen – was gut ist –, aber gleichzeitig macht sich der Körper so seine Gedanken, wie das in Zukunft werden soll.
Ein paar Tage wartet er ab – es könnte ja nur eine temporäre Hungersnot sein –, aber dann ergreift er Maßnahmen. Er will nicht alle seine Depots aufgeben. Dann hat er ja nichts mehr zuzusetzen, falls noch einmal eine Hungersnot kommt, bevor er die Speicher wieder auffüllen konnte. Also wird der Verbrauch gesenkt.
Wie in einem Computer im Auto, bei dem man eingeben kann, dass man mit dem vorhandenen Benzinvorrat noch 500 Kilometer weit kommen will, rechnet er den Verbrauch herunter. Für 500 Kilometer bei 120 Stundenkilometern Geschwindigkeit braucht er mehr, als er hat, also kann der Wagen nur 90 fahren. Man zuckelt so vor sich hin, aber man muss nicht mehr tanken (eventuell gibt es keine Tankstellen auf der Strecke). Man wird auf jeden Fall mit dem vorhandenen Vorrat auskommen. Und eine kleine Reserve rechnet er auch noch ein.
Genauso macht es unser Körper. Offenbar sind die Nahrungsvorräte weniger geworden, denn der Mensch isst weniger. Er soll aber noch eine Weile am Laufen gehalten werden (eventuell kann er ja etwas erjagen und die Fettvorräte wieder auffüllen?), also muss der Körper sicherstellen, dass der Mensch noch möglichst lange genügend Energie hat, um sich am Leben zu erhalten. Genügend, aber nicht übermäßig, denn sonst werden zu viele von den wertvollen Vorräten verbraucht. 90 Stundenkilometer statt 120 reichen auch, um am Ziel anzukommen, und es dauert länger, sprich der Mensch überlebt länger.
Eine ganz einfache und sehr sinnvolle Rechnung. Bei den Kandidaten von The Biggest Loser stellte man fest, dass ihr Kalorienverbrauch nach den 30 Wochen extrem gesunken war. Ein Mann, der zuvor, mit vielen, vielen Kilos mehr, 3500 Kalorien am Tag verbraucht hatte, verbrauchte nun nur noch 1700.
Nicht die Kalorien, die man zu sich nimmt, sind hier gemeint. Es geht um die Kalorien, die verbrannt werden. Wie gesagt: Sport wird weit überschätzt. Die meisten Tätigkeiten verbrennen nicht halb so viele Kalorien, wie wir denken. Insbesondere Ausdauersportarten verbrauchen so gut wie gar nichts. Eine Stunde Joggen verbraucht so wenig, dass schon der Eiweißdrink oder was auch immer man danach zu sich nimmt, mehr als das enthält und also zu Übergewicht beiträgt.
Sport ist gut für die Fitness, für das Herz, für die Gesundheit, für ein längeres Leben – aber es ist kein Mittel, um abzunehmen. Das geschieht allein über das, was man isst – oder nicht isst.
Aber wir sind verzweifelt! Wir sind dick! Wir wollen abnehmen! Wir tun alles dafür, was man von uns verlangt.
Etwas dafür zu tun abzunehmen ist auf jeden Fall richtig. Alles dafür zu tun kann mehr als falsch sein.
Man sollte sich auf jeden Fall erst einmal darüber informieren, was mit unserem Körper passiert, wenn er auf die eine oder andere Art abnimmt. Denn Abnehmen ist nicht gleich Abnehmen.
Abnehmen – einfach nur abnehmen – ist in der Tat einfach. Praktisch jede Diät kann das bewirken. Jede Diät, sofern sie uns weniger Kalorien zuführt, als wir verbrauchen, wird zuerst einmal Erfolg haben. Man kann mit jeder Diät abnehmen, wenn man sich daran hält, das ist erwiesen.
Aber ist auch jede Diät sinnvoll? Hilft sie uns über das Abnehmen hinaus auch, das Gewicht für den Rest unseres Lebens zu halten?
Und da scheidet sich die Spreu vom Weizen. Jede Diät, die auf das CRaP-Modell setzt, wird uns zum Schluss dicker machen, als wir vorher waren. CRaP ist die Abkürzung für „Caloric Reduction as Primary“, das ist das klassische Aufrechnen von Kalorien rein gegen Kalorien raus. Wir beschränken einfach das, was wir essen, dann müssen wir abnehmen. Das wird uns immer wieder vorgebetet wie das Amen in der Kirche.
Wir verbrauchen 2000 Kalorien, also essen wir eben nur 1500, und die 20, 30, 40, 50 oder 100 Kilo, die wir abnehmen müssen und wollen, werden uns ganz von selbst verlassen.
---
Wird fortgesetzt