Irgendwie haben wir „automatisch“ zugenommen. Wir haben uns nicht darum bemüht, wir haben keine Pläne dafür gemacht, und doch ist es geschehen. Wie wäre es, wenn wir genauso „automatisch“ abnehmen könnten?
Ach, wenn das ginge … höre ich da einige seufzen. Weil wir es schon so oft versucht haben und schon so oft gescheitert sind. Vielleicht haben wir abgenommen, aber dann auch gleich wieder zugenommen. Die Freude war nur kurz. Dafür waren die Anstrengung und Qual, auch nur ein paar Kilo loszuwerden, oft lang.
Doch heute habe ich einen Spruch an einer Wand gesehen, und der hieß:
Solange man nicht aufgibt, hat man nicht verloren.
Kein neuer Spruch, sicherlich nicht, aber doch ein Spruch, den man nicht vergessen sollte.
Viele von uns waren ihr Leben lang übergewichtig oder fast ihr Leben lang. Manche hatten noch eine im wahrsten Sinne des Wortes „unbeschwerte“ Jugend, und erst dann fing das Gewicht an hochzugehen.
Ich hatte nicht einmal das. Ich wurde dick, sobald ich in die Schule kam.
Warum wurde ich da dick und vorher nicht? Was hat sich zwischen dem Tag, bevor ich in die Schule kam, und dem Tag, als ich zum ersten Mal in einer Schulbank saß, verändert?
Ich weiß es ehrlich gesagt bis heute nicht.
Mein Essen hat sich zu jenem Zeitpunkt nicht verändert. Meine Oma, die meinen Bruder und mich versorgte, weil unsere Mutter tagsüber arbeiten gehen musste, um das Geld für uns alle zu verdienen, bekochte uns weiterhin wie auch schon zuvor. Wir bekamen dieselben Gerichte zu essen, die wir vor meiner Einschulung schon gegessen hatten.
Und diese Gerichte waren ordentliche deutsche Hausmannskost. Keine Pizza oder Nudeln, noch nicht einmal Reis. Es gab Kartoffeln, Fleisch und Gemüse. Als ich ein Kind war, war die internationale Küche noch nicht in Deutschland angekommen. Es gab noch nicht einmal ein Eiscafé oder eine Pizzeria bei uns in der kleinen Stadt.
Gegessen wurde zu Hause. Die Männer gingen vielleicht einmal auf ein Bier in die Kneipe (für Frauen empfahl sich das nicht, wollten sie nicht ihren Ruf ruinieren), aber da gab es nichts zu essen.
Was es tatsächlich schon gab, waren Frittenbuden, wie wir das nannten. Ich bin im Rheinland aufgewachsen. Aber niemals hätte jemand von meiner Familie dort etwas geholt oder gegessen.
Wenn ich die heutigen Ernährungsempfehlungen höre, dann frage ich mich wirklich, wie irgendjemand in meiner Familie dick werden konnte. Es gab keinen Süßkram bei uns, keine Snacks (das Wort kannte damals noch niemand), es gab nichts, das man irgendwo kaufen und auf die Hand essen konnte.
Ein Teilchen vom Bäcker. Aber auch das aß man nicht auf der Straße. So etwas war verpönt. Man trug es ordentlich nach Hause und aß es dann mit einem Kaffee am Esstisch. Zudem war das eine absolute Ausnahme. So etwas kaufte man nicht jeden Tag, sondern vielleicht einmal in der Woche.
Dennoch war ich nicht die Einzige in meiner Familie, die an Gewicht zulegte oder schon zugelegt hatte. Insbesondere die Frauen in unserer Familie waren alle rundlich. Bis auf eine einzige Ausnahme, und die achtete ständig auf ihr Essen, um nicht zuzunehmen. Sie aß fast nur Salat und machte viel Sport.
Da sie früher Lehrerin gewesen war, versuchte sie auch den Rest der Familie von ihrer Lebensweise zu überzeugen, aber sie wohnte Hunderte von Kilometern entfernt, und ihre kurzen Besuche hinterließen da nicht viel Eindruck. Zumal sie auch niemand in der Familie mochte.
Heute weiß ich, dass sie wahrscheinlich recht hatte. Allerdings weiß ich bis heute nicht genau, worauf ihre Theorie beruhte, denn Kalorien zählte man damals noch nicht. Würde sie noch leben, würde ich sie mal fragen. Aber sie war eine Schwester meiner Großmutter und ist schon lange tot. Obwohl sie ein sehr hohes Alter erreicht hat. 96.
Möglicherweise war auch ihre Lebensweise ein Grund dafür, dass sie so alt geworden ist. Sie war bis zum Schluss vergleichsweise gesund. Und selbstverständlich schlank.
Für die anderen Mitglieder meiner Familie galt das jedoch nicht. Zumindest nicht für die mütterliche Linie. Meine Großmutter väterlicherseits war auch extrem schlank. Aber sie hatte dafür ein Mittel, das ich nicht gern einsetzen würde 😊: Sie rauchte wie ein Schlot und trank nur Kaffee, aß praktisch nichts, weil sie schon mehrere Magenoperationen hinter sich hatte, vermutlich durch ihr ständiges Rauchen verursacht. Ihr Magen hatte nur noch die Größe einer Walnuss. Wie das, was heutzutage nach einer Gewichtsreduktionsoperation übrigbleibt.
Einen automatischen Gewichtsverlust hat niemals jemand in meiner Familie probiert, außer er/sie war krank. Als ich Bandscheibenprobleme hatte und einige Zeit im Krankenhaus lag, nahm ich ohne jede besondere Anstrengung 25 Kilo ab. Da ich das Krankenhausessen nicht mochte, konnte ich gut darauf verzichten, trank stattdessen Tee, und die Kilos purzelten von selbst.
Das könnte man rein auf die Kalorienreduktion zurückführen, aber von heute aus betrachtet würde ich sagen, ich hatte auch extrem lange Fastenzeiten. Beides zusammen konnte nur zu einem automatischen Gewichtsverlust führen. Und ich hatte nie Hunger.
Aber muss man dazu warten, bis man krank ist? Muss man erst in eine solche Ausnahmesituation geraten, um automatisch abnehmen zu können?
Selbstverständlich nicht. Nach allem, was ich heute weiß, kann ich diese Situation jederzeit herbeiführen und nutzen.
Und das kann auch jede/r andere. Ohne Hunger, ohne Anstrengung.
Warum waren unsere Vorfahren natürlich schlank? Weil sie nicht permanent aßen. Weil sie keine Süßwarenregale im Supermarkt leerräumen oder sich ständig eine Pizza bestellen konnten. Weil sie lange Zeiten hatten, in denen sie nicht aßen.
Gerade der letzte Punkt ist ein ganz wichtiger. Immer noch sind viele Leute der Meinung, man müsste unbedingt dreimal am Tag essen. Mindestens.
Das ist nicht nötig. Wenn wir einmal auf unseren Hunger hören, wird der uns sagen, dass er nicht ständig befriedigt werden muss. Sollte das nicht ganz von selbst gehen, kann man auch mal einen Tag fasten. Und dann vielleicht noch einen zweiten Tag in der Woche. Dadurch verschwinden der Hunger und Gelüste ganz von selbst.
Die Kilos werden automatisch purzeln, und auch Blutzuckerwerte und sonstige Blutwerte werden sich normalisieren.
Warum sollten wir auf dieses automatische Abnehmen verzichten?
Es ist wirklich ganz einfach.
Ich bin das beste Beispiel. 😎