Ja, was ist das eigentlich? Es ist auf jeden Fall ein Leben ohne Diäten. Aber ist das alles? Geht es wirklich nur ums Abnehmen?

Ich denke nicht.

Natürlich schlank bedeutet, dass ich mich beim Essen nach den Bedürfnissen und Signalen meines Körpers richte. Zudem ändert sich eventuell auch mein Bedürfnis, mich zu bewegen. Ich bewege mich allein schon mehr, weil ich weniger wiege, weil es mir leichter fällt. Aber es kommt auch immer öfter vor, dass ich einfach plötzlich das Bedürfnis habe rauszugehen und einen Spaziergang zu machen. Etwas, das mir früher zugegebenermaßen nie eingefallen wäre. wink Jedenfalls nicht mehr, seit ich in die Schule gekommen bin. Und das ist schon sehr lange her.

Dieses Bedürfnis hat nichts mit der Forderung zu tun, mit der man bei jeder Diät konfrontiert wird, sich mehr zu bewegen, sondern es ist ein ganz ureigenes Bedürfnis meines Körpers, keine von außen aufgezwungene Handlung.

Und dabei enden unsere ureigensten Bedürfnisse ja noch nicht. Wir haben nicht nur diese beiden Bedürfnisse, zu essen und uns zu bewegen, wir haben noch viel mehr.

Schlafen beispielsweise. Aber das ist ein Bedürfnis, dessen Signale wir beim besten Willen nicht überhören können (wie wir das vielleicht jahre- und jahrzehntelang mit unserem Hunger- und Sattgefühl getan haben), schlafen muss jeder, dem kann sich niemand entziehen. Die Wenigsten schlafen wohl auch den ganzen Tag über (immer wieder), wie wir es vor unserer Begegnung mit natürlich schlank mit dem Essen praktiziert haben (am besten den ganzen Tag ständig essen, hier noch ein Snack und da noch ein Stückchen von diesem oder jenem), sondern tun das nur zu bestimmten Zeiten, vorzugsweise nachts.

Das ist ein gutes Muster. Nachts sieben oder acht Stunden schlafen, den Rest der Zeit ist man wach. Erinnert ein bisschen ans Kurzzeitfasten. Während eines Zeitfensters von sechs, sieben, acht Stunden essen, den Rest der Zeit isst man nicht. Sollte man sich mal überlegen. Hat es vielleicht etwas damit auf sich, dass sich diese beiden Lebensrhythmen so ähnlich sind?

Auf jeden Fall sagt mir mein Körper, dass er vor 10 Uhr morgens nichts essen will (meistens. Ausnahmen bestätigen die Regel), und auch, dass er nach 17 Uhr nichts mehr essen will. Dann ist er satt. Ein natürlich schlankes Leben könnte aber bei einem anderen Menschen auch ganz anders aussehen. Er könnte um 6 Uhr morgens das erste Mal essen, dann 6 Stunden später Mittag und wiederum 6 Stunden später Abendessen. Wenn mir mein Körper das sagt, ist das der richtige Rhythmus für mich.

Man sollte sich allerdings sicher sein, dass es wirklich mein Rhythmus ist. Habe ich wirklich um 12 Uhr mittags Hunger, oder gehe ich nur automatisch mit den Kollegen um diese Zeit essen? Habe ich meinen Körper vielleicht auf diese Zeit trainiert, obwohl es gar nicht meine Zeit ist?

Mir ging es so, als ich noch angestellt war. Die Kantine hatte von halb zwölf bis halb zwei geöffnet. Also musste man innerhalb dieser zwei Stunden zum Mittagessen gehen, oder es gab nichts. Da ich so früh meistens keinen Hunger hatte, bin ich manchmal nicht gegangen. Mein Hunger kam dann so gegen zwei Uhr oder halb drei. Dann war die Kantine natürlich geschlossen.

Mit der Zeit gewöhnte ich mich daran, holte mir in der Mittagspause einen Becher Hüttenkäse und eine Banane oder einen Becher Buttermilch und ein Brötchen, einen Salat oder sonst etwas und aß es eben dann später, wenn ich Hunger bekam.

Die meisten meiner Kollegen fanden das äußerst merkwürdig. Im Grunde genommen wurde erwartet, dass man gemeinsam mit den Kollegen zum Mittagessen ging. Wer sich davon ausschloss, wurde schon mal misstrauisch betrachtet. Obwohl ein kurzer Einkauf und ein kleiner Spaziergang wesentlich erholsamer und gesünder war, als mit den Kollegen, mit denen man ohnehin den ganzen Tag zusammenhockte, auch noch diese Zeit über Mittag zu verbringen. Man konnte sich ja den ganzen Tag unterhalten.

Dennoch taten die meisten genau das, was von ihnen erwartet wurde: Sie gingen mit den Kollegen zum Mittag, statt diese Zeit für eine kleine Auszeit, ein wenig frische Luft und ein paar Minuten allein mit sich selbst, Entspannung, Rückzug vom Alltag und von der Arbeit zu nutzen.

Die Frage, die sich dabei stellt, ist: Hatten wirklich alle das Bedürfnis danach? Und wenn sie das Bedürfnis nicht hatten, warum haben sie es dann trotzdem getan?

Da kommt natürlich schlank ins Spiel. Wenn ich mittags um zwölf oder um eins keinen Hunger habe, sollte ich auch nicht essen. Egal, was die Kollegen tun. Egal, was andere über mich denken. Wenn ich aber diesen Maximen folge, wird sich vermutlich mein ganzes Leben verändern. Es geht nicht allein ums Abnehmen, es geht um eine Lebenseinstellung. Richte ich mich nach meinen Bedürfnissen oder richte ich mich nach dem, was andere von mir erwarten?

Will ich ein selbstbestimmter Mensch sein oder bin ich nur ein kleines Rädchen im Getriebe, das keine Bedeutung hat, weil es ohnehin keine eigenen Entscheidungen trifft?

Das ist ein massives Umdenken, nicht nur eine Ernährungsumstellung.

In unserer heutigen Gesellschaft ist immer noch Konformität angesagt. So sein wie die anderen, möglichst nicht aus der Masse herausragen, unauffällig sein, nicht aus der Reihe tanzen. Im Arbeitsalltag wird das oft ganz selbstverständlich gefordert, insbesondere wenn man mit anderen Menschen zusammenarbeitet. Auch in Familien funktioniert es oftmals so. Mama kocht das Essen für alle. Warum eigentlich?

Was ist, wenn Mama nun plötzlich natürlich schlank essen will? Die Familie isst um ein Uhr zu Mittag, weil die Kinder dann aus der Schule kommen, Mama isst nicht mit, weil sie erst um drei Uhr Hunger hat. Was sagt die Familie dann? Abends kommt der Ehemann vielleicht um achtzehn Uhr nach Hause. Üblicherweise wird dann eine halbe Stunde später gegessen. Aber Mama hatte um siebzehn Uhr das letzte Mal Hunger, hat gegessen und ist satt. Sie isst um halb sieben nichts mehr, weil sie keinen Hunger hat und deshalb laut natürlich schlank nicht essen muss und auch nicht will.

Tja, ich denke, jetzt wird klar, dass es bei natürlich schlank um mehr geht als um Abnehmen. Es geht darum, wie man sein Leben gestaltet, wie man mit Kollegen umgeht, wie man mit der Familie umgeht, wie man mit sich selbst umgeht. Ob man sich selbst wichtig genug ist.

Sind Sie sich selbst wichtig genug, um natürlich schlank zu leben?

Diese Frage muss sich jeder selbst beantworten, und von der Antwort hängt ab, ob man ein natürlich schlankes Leben führen kann und wird oder nicht.

Wenn einem andere und deren geregelter Tagesablauf wichtiger sind als man selbst, dann wird man weder seine Kilos verlieren noch ein selbstbestimmtes Leben führen können.

Natürlich schlank ist eine Entscheidung, die mehr Konsequenzen hat, als man denkt. Und gerade deshalb ist es eine Entscheidung, die sich lohnt.

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