Da ist die Antwort mal wieder: Jein. 🙂 Wenn man lange Zeit nichts Richtiges gegessen hat, dann kann großer Hunger schon einmal normal sein. Wobei hier die Betonung auf „Richtiges“ liegt. Alles, was Zucker enthält, macht nicht lange satt und kann schnell Heißhunger hervorrufen, und das schon nach kurzer Zeit. Dazu gehören auch alle Weißmehlprodukte, denn Weißmehl ist ja im Prinzip, so wie es in unserem Körper verarbeitet wird, Zucker.

Zucker ist ein massiver Energieträger, aber es ist „schnelle Energie“, die auch schnell verbraucht ist. Dann bekommt man Hunger. Das kann schon nach zwei bis drei Stunden der Fall sein, aber manchmal vielleicht auch schon nach ein bis zwei Stunden. Das ist als Essenspause definitiv zu kurz. Eine Essenspause sollte mindestens vier bis fünf Stunden lang sein. Also um acht Uhr Frühstück und um zwölf oder besser noch um ein Uhr Mittagessen: gut. Um zehn Uhr gleich wieder ein zweites Frühstück oder einen kleinen Snack: schlecht.

Beim Intervallfasten gilt das nicht, weil wir ja diese extrem lange Essenspause in der Nacht und am Morgen haben. Wenn man dann ein Zeitfenster von sechs Stunden hat, in dem man isst, kann der Abstand zwischen den Mahlzeiten schon mal nur zwei oder drei Stunden betragen. Es sei denn, man isst die erste Mahlzeit direkt am Anfang des Essfensters und die zweite Mahlzeit kurz vor Ende des Essfensters.

Dann hat man ca. 5 Stunden dazwischen, wenn man ein Essfenster von mindestens 6 Stunden hat. Manche habe aber nur ein Essfenster von 4 Stunden, und dann würde das schwierig. Das wird aber durch die 16 oder 18 oder sogar 20 Stunden (bei einem Essfenster von 4 Stunden), in denen wir nichts essen, wieder ausgeglichen. Das darf man also nicht verwechseln.

Wenn man jedoch mehr als zwei Mahlzeiten am Tag isst, sollte man die Abstände zwischen den Mahlzeiten beachten. 8 Uhr Frühstück, 13 Uhr Mittagessen, 18 Uhr Abendessen. Dazwischen nichts und nach dem Abendessen auch nichts mehr.

Richtigen Hunger, also Hunger, weil wir wirklich fast am Verhungern sind, kennen wir in unserer Zivilisationsgesellschaft gar nicht, also verhungern würden wir keinesfalls, wenn wir bei einer Heißhungerattacke nichts essen, aber darum geht es nicht. Das „Hungerhormon“ Ghrelin ist das, was uns sagt, ob wir Hunger haben oder nicht, und Ghrelin kann sehr penetrant sein. 😉

Das ist auch das Gefährliche an Diäten: Ghrelin bleibt hoch, auch wenn wir wieder anders essen. Selbst Jahre später kann man noch einen erhöhten Ghrelin-Spiegel bei Leuten messen, die eine Diät, eine Kalorienreduktion, als Abnehmmaßnahme gemacht haben. Wodurch man dann wieder zunimmt, denn wenn man ständig Hunger hat, kann man sich nicht richtig konzentrieren, denkt immer nur an Essen, und das hält kein Mensch lange aus, wenn der Kühlschrank voll ist oder der Supermarkt um die Ecke noch geöffnet hat.

Heißhungerattacken sind also kein echter Hunger, aber es kann sich wie echter Hunger anfühlen. Normalerweise sollte man keine Heißhungerattacken haben, wenn man nachts 16 oder 18 Stunden fastet und sich in der Zeit, in der man isst, nicht mit Kohlenhydraten vollstopft, aber ich glaube, gerade das ist das Problem: Viele Leute, die sehr gern Süßes essen, sind im Prinzip süchtig. Süchtig nach Zucker. Und diese Sucht kann auch das Intervallfasten nicht sofort beheben. Das ist, wie wenn man einem Heroinsüchtigen sagen würde: Nach einer Nacht fasten bist du nicht mehr süchtig.

Das ist Quatsch. Und jeder sieht, dass das nicht funktionieren kann. Dann hätten wir keine Süchtigen mehr. Oder nur noch sehr wenige. Bei Zucker sehen wir das aber nicht so. Obwohl es den Begriff Zuckersucht gibt, halten viele Leute das immer noch für ein Gerücht. Oder für eine Ausrede derjenigen, die einfach gegen jede Vernunft Essen bzw. Süßigkeiten in sich reinstopfen wollen, auch wenn sie schon über 100 Kilo wiegen. Also der Süchtige, das Opfer der Zuckerindustrie, wird zum Schuldigen gemacht.

Deshalb muss man gerade wenn man sehr viel Süßes gegessen hat und dadurch vielleicht dick geworden ist, eventuell sogar schon Diabetes entwickelt hat, ein bisschen Geduld haben. Die ersten Tage des Fastens sind da hart, denn das ist Entzug. (Ich habe schon mal sehr heftige Kopfschmerzen gehabt, wenn ich zu viel Kaffee getrunken hatte und beim Fasten dann darauf verzichtete, das ist so ähnlich. Nur macht Kaffee nicht dick. Und schwarzen Kaffee kann man auch während der Fastenperiode weiter trinken.) Dann ist die Fastenperiode vorbei, und man stürzt sich in seinem Essfenster auf die Schokolade. So kann man den Heißhunger aber nicht besiegen. Es ist also sehr wichtig, dass man, gerade wenn man auf Zucker steht, alle Produkte, die Zucker oder Weißmehl enthalten, von seinem Speiseplan streicht.

Am besten etwas Gesundes (Naturjoghurt oder Sahnequark mit Früchten, entweder frisch oder gefroren, ein Gemüsegericht mit viel Käse und Sahne, das schon fertig ist und an dem ich mich richtig sattessen kann etc.) vorbereiten, das man dann gleich beim Einstieg in sein Essfenster mit Genuss essen kann, sodass man nicht auf Snacks oder schnelle Kohlenhydrate angewiesen ist.

Möglicherweise wäre es auch nützlich, wenn man mit ein paar Tagen Fasten ins Intervallfasten einsteigt, mindestens einem Wochenende von Freitagnachmittag bis Montag am Morgen, aber eventuell auch mit einer regelrechten Fastenwoche, wie Prof. Michalsen, der bekannte Fastenarzt aus Berlin, sie hier zur Unterstützung mit vielen Videos anbietet:

https://www.prof-michalsen.de/online-fastenkurs/

Danach sollte die Zuckersucht und auch der Heißhunger besiegt sein. Wenn nicht, vielleicht in ein, zwei Monaten noch mal wiederholen.

Fasten weist das Ghrelin, das Hungerhormon, in seine Schranken. Es kommt dann nur noch zum Vorschein, wenn wir wirklich Hunger haben und etwas essen sollten.

In Abnehmforen wird das von manchen Leuten, die selbst unter Heißhungerattacken leiden, oft verharmlost. Sie nennen das „Grasen“. Das heißt, nach dem Abendessen (aber oft auch tagsüber) suchen sie ständig nach Essen, stecken sich ständig etwas in den Mund, lassen ihrem Insulin keine Chance, zur Ruhe zu kommen und sich auf einen gesunden Wert einzupendeln. Vor dem Fernseher steht die Schokolade, stehen die Kekse, stehen die Chips. Und dann greift man schnell mal zu. Und so ein Bierchen oder ein Glas Wein nach dem Abendessen kann doch auch nicht schaden, oder?

Doch. Es kann schaden. Denn spätestens nach dem Abendessen sollte Schluss sein mit Essen. Jeder Art. Nach dem Abendessen am besten sofort die Zähne putzen (bekämpft auch den Hunger), und nachdem man die Zähne geputzt hat, isst man nichts mehr. Alkohol ist auch Essen. Wenn man will, kann man Kräutertee trinken oder Wasser, bis man ins Bett geht. (Würde ich persönlich nicht empfehlen, denn dann muss man nachts das eine oder andere Mal raus, und das unterbricht den gesunden Schlaf. Aber wenn es gar nicht anders geht, kann man sich mit Getränken, die das Insulin nicht triggern (auch kein Süßstoff oder Zero Cola!), bis zum Schlafengehen über Wasser halten, bis man sich daran gewöhnt hat, nach dem Abendessen nichts mehr zu essen und auch nichts mehr zu trinken.)

Um zur Ausgangsfrage zurückzukommen: Ist Heißhunger normal? Heißhunger ist normal, wenn man tatsächlich sehr lange nichts gegessen hat. Wenn man mit 20, 30 oder 40 Kilo Übergewicht vor dem Fernseher sitzt und gerade eben oder vor ein oder zwei Stunden zu Abend gegessen hat, ist er nicht normal. Er ist das Zeichen einer Sucht. Einer Sucht, die man mit (Intervall-)Fasten bekämpfen und loswerden kann. Wenn man das will.

Schlechte Gewohnheiten, die uns sogar selbst schaden, zu ändern ist oft nicht so einfach. Und wenn uns das Ghrelin ständig ins Ohr flüstert: Du musst jetzt was essen. Nimm doch was von den Chips. Nimm doch was von der Schokolade. Trink das Bierchen oder das Glas Wein. Ist doch nicht schlimm, du brauchst das jetzt, wird es noch viel schwieriger.

Aber auch Dinge, die am Anfang vielleicht ein bisschen Überwindung und Nachdenken verlangen, sind nicht unmöglich. Man muss sich nur darüber im Klaren sein, was man wirklich vom Leben will. Will ich ein gesundes, energiegeladenes Leben mit Normalgewicht führen, dadurch eventuell die Jahre, die ich gesund auf dieser Erde verbringe, verlängern, oder will ich zum Pflegefall werden und früh sterben? Denn das ist oft die Folge von Übergewicht und dessen Begleiterscheinungen wie Diabetes oder gleich dem ganzen metabolischen Syndrom.

Schlank zu sein ist keine Frage dessen, wie schön oder nicht schön wir aussehen. Es geht nicht um Äußerlichkeiten oder ein absurdes Schönheitsideal. Es geht um uns. Um unsere Gesundheit. Um unsere Lebensqualität. Um die Länge unseres gesunden Lebens.

Und das sollten wir nicht einfach so verschleudern, nur weil wir ein bisschen „grasen“ wollen. Gewohnheiten kann man ändern. Und wenn sie uns schaden, sollten wir das auf jeden Fall tun. Fasten hilft dabei. Und erhöht unsere Lebensqualität massiv.

Aber das Wichtigste ist, sich in den Essensperioden auch wirklich satt zu essen. Nicht irgendwelche Kalorien zählen und dann aufhören zu essen, wenn man die Zahl erreicht hat. So lange essen, bis man SATT ist. Bis man sich zufrieden zurücklehnt und sagt: „Jetzt brauche ich nichts mehr.“

Wenn man auf Kalorien achtet und nicht auf sein Sättigungsgefühl hört, wird man den Heißhunger wahrscheinlich kaum besiegen können. Denn aufzuhören, bevor man satt ist, nur weil die Kalorien einem das sagen, lässt das Ghrelin sofort hinter der Ecke hervorspinxen und grinsen. Und wenn es schon soweit ist, haben wir fast schon verloren. Ghrelin ist stärker als wir.

Also immer schön sattessen, damit es gar keine Chance hat, uns zu irgendwelchen Heißhungerausfällen zu verleiten.

Das muss nicht sein. Es schadet uns nur, und hinterher schämen wir uns dafür, was uns noch mehr schadet.

Wir müssen uns für gar nichts schämen. Aber uns selbst bzw. unserer Gesundheit schaden, das sollten wir auch nicht.

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