Nachdem wir nun leider feststellen mussten, dass Schokolade nicht schlank macht, gibt es wenigstens einen Hoffnungsschimmer: Glücklich macht sie schon.

Das liegt am enthaltenen Zucker, das heißt, nicht nur Schokolade macht glücklich, sondern jedes Lebensmittel, das Zucker enthält. Nach jeder Mahlzeit steigt unser Insulinspiegel im Blut an, besonders aber nach zuckerreichen Mahlzeiten.

In den letzten Jahren haben wir viel darüber gehört, denn etliche Diäten basieren darauf, den Insulinspiegel niedrig zu halten. Für unser Glücksgefühl ist das aber eher kontraproduktiv, denn das Insulin beeinflusst die Ausschüttung von Dopamin im Gehirn. Dopamin wiederum macht uns glücklich. Je mehr Insulin, desto mehr Dopamin. Kein Wunder, dass wir zuckerreiche Lebensmittel lieben.

Allerdings untergraben wir den Effekt, wenn wir uns zu kalorienreich ernähren. Das musste ich selbst an mir feststellen, wie ich schon an anderer Stelle beschrieb.

Am stärksten reagierte ich nach dem Fasten auf Zucker, und zwar schon auf den Zucker in einem halben gedämpften Apfel, dem ersten Lebensmittel, das ich beim Fastenbrechen wieder zu mir nahm. Er schmeckte wie das köstlichste Dessert, das ich je gegessen hatte. Meine Geschmacksrezeptoren waren durch das Fasten so empfindlich geworden, dass ich keinen zusätzlichen Zucker brauchte, um richtig glücklich zu sein.

Meine kalorienreichste Zeit, in der ich ständig aß, erzeugte den gegenteiligen Effekt: Ich merkte überhaupt keinen Unterschied mehr, egal, wie viel oder was ich aß. Der Insulinspiegel war einfach ständig zu hoch, so gewöhnte sich der Körper daran und schüttete kein Dopamin mehr aus. Ich wurde nicht glücklich, ich bekam Depressionen.

Wenn wir das Glücksgefühl also richtig genießen wollen, ist es ratsam, unseren Insulinspiegel nur ab und zu in die Höhe zu treiben, nicht ständig. Denn wenn die Zuckerzufuhr eine Ausnahme bleibt, sorgt sie dafür, dass wir uns gut fühlen. Auch brauchen wir dann viel weniger Insulin, um den Dopaminausstoß anzuregen. Es reicht also vielleicht schon ein Stückchen Schokolade oder eine kleine Gabel Kuchen, auch eine Banane oder andere süße Früchte können dann den gleichen Effekt haben. Haben wir uns hingegen an die ständige Zuckerzufuhr gewöhnt, empfinden wir nicht einmal mehr etwas, wenn wir eine ganze Torte verspeisen.

Unsere urzeitlichen Vorfahren fanden nicht jeden Tag etwas Süßes, geschweige denn, dass sie sich daran sattessen konnten. Deshalb war süß immer etwas Besonderes. Und da Zucker viel Energie liefert, die früher rar war, etwas sehr Erstrebenswertes. So wird durch den schnellen Insulinanstieg unser Belohnungszentrum im Gehirn angesprochen, als Aufforderung, so viel wie möglich von diesen leckeren und energiedichten Sachen heranzuschaffen. Und was da ist, wird natürlich auch gegessen.

Kein Problem für unsere Vorfahren, die all diese Energie mit Leichtigkeit verbrauchten, wir heutzutage tun das nicht mehr und müssen deshalb mit energiedichten Lebensmitteln aufpassen. Obwohl das Belohnungszentrum in unserem Gehirn, das keine Kalorien zählt, uns dazu anregt, mehr von diesen Lebensmitteln zu suchen und zu essen, weil das Dopamin uns glücklich macht.

Das ist schon ein bisschen ein Teufelskreis. Grundsätzlich sind wir darauf gepolt, Dinge zu tun, für die wir belohnt werden. Ein Glücksgefühl ist eine sehr große Belohnung. Wir streben danach, und das ist ja auch gar nicht falsch. Die phantastischsten Glücksgefühle erleben wir beim Sex, denn die Erhaltung der Art, die Fortpflanzung, ist das größte Bedürfnis der Natur. Gleich danach folgt aber die Nahrungsaufnahme, um uns, wenn wir uns bereits fortgepflanzt haben, am Leben zu erhalten, auch um uns erneut fortpflanzen zu können.

Die Natur ist da leider ziemlich egoistisch, denn so etwas wie Übergewicht ist nicht eingeplant, dafür haben wir kein Verhaltensmuster. Kein Tier hat das, weil ein Umfeld, in dem Übergewicht entstehen kann – dauerhaftes Übergewicht, das nicht durch den nächsten Winter oder die nächste Hungersnot automatisch wieder reduziert wird –, kein natürliches Umfeld ist.

Deshalb haben wir nun ein Problem, das unsere Vorfahren nie hatten: Wir müssen mit unserem Verstand gegen unsere Natur angehen, um ein normales Gewicht zu halten.

Die Natur ist jedoch immer stärker. Wir passen uns an das Überangebot an Nahrung an, hören nicht mehr auf zu essen, weil unsere Ur-Instinkte uns immer noch beherrschen und uns auf den nächsten harten Winter oder die nächste Nahrungsknappheit vorbereiten wollen. Deshalb scheitern alle Diäten, denn sie sind gegen unsere Natur.

Will man jedoch über das von der Natur vorgegebene Maß hinaus zunehmen, muss man schon einiges anstellen. Der ehemalige Gewichtheber Matthias Steiner, der vor ein paar Jahren zu dem Zeitpunkt, als er Weltmeister und damit stärkster Mann der Welt wurde, stolze 150 Kilo wog, konnte dieses Übergewicht trotz all seiner Muskeln nur mit bewusstem Fressen erreichen. Er musste so schnell so viel essen, dass das Sättigungsgefühl möglichst noch nicht eintrat, bevor er seine bis zu 8000 Kalorien am Tag zu sich genommen hatte. Selbst er musste sich zusätzlich von Kohlenhydratshakes ernähren, weil er auf normalem Wege nicht so viel essen konnte.

Daran sieht man, dass leichtes Übergewicht vielleicht noch als natürlich angesehen werden kann, schweres Übergewicht jedoch harte Arbeit darstellt. Matthias Steiner ernährte sich selbstverständlich trotz der vielen Kalorien gesund, seine 8000 Kalorien gingen nicht auf das Konto von Sahnetorte und Co., damit hätte er keine Muskeln aufbauen können, und je gesünder man sich ernährt, desto schwieriger ist es, sehr viele Kalorien zu sich zu nehmen.

Interessanterweise ist unser Körper aber durchaus in der Lage, sich ebenfalls recht gesund zu ernähren und nicht zu viele Kalorien aufzunehmen, wenn wir ihn lassen. Hohes Übergewicht ist nicht im Sinne der Art, es führt zu Krankheiten und frühem Tod, die Fortpflanzung ist gefährdet oder kleine Kinder bleiben als Waisen zurück. Das ist von der Natur nicht gewünscht.

Deshalb funktioniert natürlich schlank. Unser Körper weiß, wann wir genug gegessen haben. Er sendet das Sättigungssignal. Dafür ist ebenfalls das Insulin verantwortlich, das auch unser Belohnungszentrum stimuliert und uns glücklich macht. Steigt der Insulinspiegel im Blut über einen bestimmten Grad hinaus an, signalisiert das Gehirn: ›Es ist genug. Du kannst jetzt mit Essen aufhören. Erst mal verdauen und die Energie verbrauchen, dann erst brauche ich wieder Nachschub.‹

Wenn wir die vier Regeln von Natürlich schlank einhalten, funktioniert es so, wie die Natur es vorgesehen hat: Wir essen genug, aber nicht zu viel. Dick können wir nur werden und bleiben, wenn wir gegen diese Regeln verstoßen.

So wie Matthias Steiner, der die ganze Zeit essen musste, ohne Hunger zu haben, der schnell essen musste und der zudem auch nicht das essen durfte, was ihm schmeckte, sondern das, was für den Muskelaufbau erforderlich war. Und er durfte nicht aufhören, wenn er satt war, sondern musste sich vollstopfen, sogar mit sehr kalorienhaltigen Shakes, um sein Kampfgewicht zu erreichen und zu erhalten.

Er verstieß also permanent gegen alle vier Regeln, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Nun, da er mit dem Gewichtheben aufgehört hat, hat er abgenommen und ist muskulös, aber rank und schlank.

Er sagt, das größte Problem für ihn ist immer noch, langsam zu essen, nachdem er sich jahrelang auf schnelles Essen trainiert hat, um das Sättigungsgefühl auszutricksen.

Das zeigt uns, wie wichtig diese Regel von Natürlich schlank ist: Iss langsam, kau jeden Bissen bewusst und genieße ihn. Denn damit wird das Sättigungsgefühl unterstützt. Je langsamer wir essen, desto leichter werden wir abnehmen, ohne auf irgendetwas verzichten zu müssen.

Genießen wir den Insulinanstieg, indem wir uns so ernähren, dass er das Glücksgefühl in unserem Gehirn auslöst. Also immer auf den Hunger warten, damit das passieren kann. Der Hunger kommt erst, wenn das Insulinniveau im Blut wieder gesunken ist. Erst dann lohnt es sich also wirklich zu essen, um dabei richtig glücklich zu werden.

Wenn wir dann genau das essen, worauf wir Lust haben, belohnen wir uns noch zusätzlich, und mit langsamem, genießerischem Essen kommt das Sättigungsgefühl genau zum richtigen Zeitpunkt.

Hören wir so belohnt auf zu essen, können wir uns mit einem breiten Lächeln im Gesicht glücklich und zufrieden zurücklehnen – und die Pfunde schmelzen von ganz allein.

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