Nein, es geht nicht um esoterische Heilwässerchen, die teuer auf dem Internet oder über irgendwelche dubiosen Quellen verkauft werden, weil jemand darüber gebetet hat.

Es geht um ganz normales Wasser, wie es aus dem Hahn kommt.

Wasser hat – Überraschung – null Kalorien. In vielen Diäten wurde schon immer empfohlen, vor dem Essen ein Glas Wasser zu trinken, um den Magen bereits teilweise zu füllen und somit weniger zu essen. Auch soll man zwischendurch so 2-3 Liter Wasser am Tag trinken, das vertreibt manchmal sogar den Hunger für eine Weile. Insbesondere, wenn wir zu wenig trinken und dann Durst für Hunger halten.

Wasser ist auf jeden Fall gut und kann uns nicht schaden (außer wir trinken so viel davon wie manche Marathonläufer, die dann eine »Wasservergiftung« haben. Eine solche tritt aber erst bei 7-10 Litern pro Tag auf, ist also im Normalfall keine Gefahr), glauben sicherlich die meisten.

Immer denkt man dabei aber nur an Wasser, das man sich separat zuführt, in einem Glas oder aus einer Flasche. Wir vergessen oft, dass auch unsere Nahrung bereits eine ganze Menge Wasser enthält. Mehr oder weniger, je nach Energiedichte, Brot enthält beispielsweise weit weniger Wasser als Tomaten oder ein Apfel.

Auch dieses Wasser nehmen wir in unseren Körper auf, obwohl wir es nicht zu der Menge Wasser, die wir trinken, dazuzählen. So quälen sich manche Menschen damit ab, zwei oder drei Liter am Tag zu trinken, wundern sich über ihren gluckernden Bauch und vergessen, dass sie bereits eine ganze Menge Obst und Gemüse gegessen haben, möglicherweise sogar eine Suppe, viel Soße zum Essen oder auch Kaffee oder Tee oder Saft, alles Wasserlieferanten für unseren Körper. Selbst ein Wassereis kann dazu beitragen.

Mittlerweile ist man davon abgekommen, zu hohe Mengen Wasser zwingend zu empfehlen, es wird davon gesprochen, dass ein bis eineinhalb Liter pro Tag völlig ausreichen. Mehr muss es bei einem gesunden Menschen unter normalen Umständen nicht sein, außer man hat Durst, dann sollte man ruhig mehr trinken.

Ich habe durchaus auch schon mal einen ganzen Liter Wasser vor dem Essen getrunken, weil ich Durst hatte, weil es heiß war oder ich Sport getrieben hatte. Dabei habe ich festgestellt, dass das nur dann Einfluss auf die Essensmenge nimmt, wenn man praktisch direkt danach isst. Ansonsten hat das Wasser den Magen innerhalb weniger Minuten bereits wieder verlassen, er ist also genauso leer und aufnahmebereit wie zuvor.

Ganz etwas anderes ist es allerdings, wenn das Wasser direkt im Essen enthalten ist. Die oben bereits angesprochenen Suppen sind das beste Beispiel dafür.

Auf diese Art landen wir wieder bei der Energiedichte, die bei unserem Sättigungsgefühl eine so große Rolle spielt.

Die Erfinderin der Ernährungsform, die die Energiedichte in den Mittelpunkt stellt, Barbara Rolls, nennt es auch manchmal Kaloriendichte, was manchen Leuten eine bessere Vorstellung vermittelt, schließlich bezieht sich die Energiedichte direkt auf die Kalorien. Fett enthält ca. 9 Kalorien pro Gramm, was einer Energiedichte von 9 entspricht, also kann man auch gleich Kaloriendichte sagen.

Aber wie man es auch nennt, es geht darum, dass unser Sättigungsgefühl ein anderes ist, ob wir einen Apfel essen oder ein trockenes Stück Brot. Wenn wir gleich viele Kalorien aufnehmen, ist die Menge an Apfel erheblich größer als die an Brot. Will ich also 100 Kalorien essen, kann ich dafür ca. 200 Gramm Apfel essen, aber nur ca. 60 Gramm Brot. Unser Magen ist also mit Äpfeln besser gefüllt.

Das liegt am Wassergehalt. Alles, was ich an Äpfeln mehr essen kann, ist im Prinzip Wasser, schlägt also kalorientechnisch nicht zu Buche.

Das Wasser ist jedoch in den Apfel eingeschlossen, mit Ballaststoffen verbunden, mit dem ganzen Apfel, so dass es nicht ganz so schnell den Magen wieder verlässt wie ein Glas reines Wasser, das man getrunken hat, somit länger satt hält.

Rolls lässt in ihrem Labor an der Universität in Pennsylvania schon seit Jahrzehnten Testesser das Sättigungsgefühl beobachten. Die Testpersonen bekommen ein Mittagessen vorgesetzt, das immer gleich erscheint, eine Lasagne. Von Test zu Test werden jedoch die Inhaltsstoffe verändert. Ein Teil des Fleisches wird durch Gemüse ersetzt, dann auch noch ein Teil der Nudeln, weniger Fett, dafür mehr Eiweiß usw. Die Menge bleibt jedoch gleich.

Durch die Veränderungen enthält das Gericht zum Schluss weniger Kalorien, auch mehr Wasser, denn Gemüse enthält mehr Wasser als Fleisch oder Nudeln oder reines Fett. Trotz der fehlenden Kalorien fühlten sich die Testpersonen jedoch immer noch gleich satt. Optisch hatte sich das Gericht nicht verändert, auch nahmen die Probanden dieselbe Menge wahr wie vorher, also waren sie satt.

Prof. Schusdziarra stellte in Deutschland dasselbe bei seinen übergewichtigen Patienten fest. Wenn etwas so aussieht wie mein Lieblingsgericht und auch mengenmäßig einen sättigenden Eindruck macht, macht es auch satt. Meine Augen messen nicht, wie viel Wasser das Gericht enthält, wie viel Eiweiß, Kohlenhydrate oder Fett. Mein Magen misst das erst einmal auch nicht, er richtet sich nach dem Völlegefühl.

Trotzdem gibt es Unterschiede in der Verdauungsgeschwindigkeit, ein Apfel ist schneller verdaut als ein Steak, Eiweiß macht oft länger satt als Kohlenhydrate. Es gibt jedoch auch da individuelle Unterschiede, so dass man das selbst ausprobieren muss.

Ich weiß beispielsweise aus eigener Erfahrung, dass meine Frau und ich da unterschiedlich reagieren. Wir können das gleiche Gemüsegericht essen, dieselbe Menge, und sind beide satt. Ich als Vegetarierin bin dann sehr lange satt, meine Frau als Fleischesserin meldet jedoch schon nach zwei Stunden wieder Hunger. Das heißt, ihr Körper möchte nicht allein von Gemüse leben, er verlangt mehr nach Eiweiß. Isst meine Frau mittags Fleisch, isst sie oft abends nichts mehr, weil sie immer noch satt ist.

Das Sättigungsgefühl, das durch viel Wasser ausgelöst wird, reicht also nicht bei allen Menschen. Es vermittelt zwar für den Moment das Gefühl, satt zu sein, kann aber eventuell schneller wieder verschwinden als das Sättigungsgefühl von nicht so wasserhaltigen, dafür aber nährstoffreicheren Lebensmitteln wie Fleisch, Käse, Sahne. Es gilt also, hier die richtige Balance zu finden.

Meine Frau und ich haben das auch mal mit einem Proteinshake nach dem Sport getestet. Dieselbe Menge, dieselben Inhaltsstoffe, wir waren beide pappsatt. Hier war nun ich es, die zwei Stunden später schon wieder Hunger bekam, während meine Frau noch satt war. Das heißt, mich macht Eiweiß nicht so lange satt, auch wenn das immer behauptet wird.

Zwar nennt Barbara Rolls Wasser die »magische« Zutat, weil die Testesser in ihrem Labor die Lasagne mit mehr Wassergehalt und weniger Kalorien genauso sättigend fanden wie die Original-Lasagne, aber mir kam so der Gedanke, wie lange das Sättigungsgefühl wohl angehalten hat. Ob das bei beiden Gerichten auch dasselbe war.

Das spricht natürlich nicht gegen das Prinzip, darauf zu achten, mehr Lebensmittel mit mehr Wassergehalt zu essen, die den Magen füllen, und dadurch weniger Kalorien zu sich zu nehmen.

Man ernährt sich dadurch auch gesünder, denn den höchsten Wassergehalt haben nun einmal Obst und Gemüse.

Auch ist es kein Problem, wenn man dann mehr isst, also nach zwei Stunden schon wieder Hunger hat, da sich die Kalorien dadurch immer noch in Grenzen halten.

Es ist etwas anderes, ob man alle zwei Stunden einen oder zwei Teller Gemüsesuppe isst oder alle zwei Stunden Pommes, Käsebrot, Wurst oder Schokolade.

Ich hatte letztens eine Gemüsesuppe gemacht, von der ich tatsächlich mehrere Teller am Tag gegessen habe. Sie war sehr lecker, und ich mag Gemüsesuppe sehr. Ein Teller enthielt jedoch gerade einmal 100 Kalorien, so dass selbst vier große, sättigende Teller am Tag mit lediglich 400 Kalorien zu Buche schlugen. Sogar dass ich jeweils ein Stück knackig geröstetes Toastbrot dazu aß, ließ die Kalorien nicht unangemessen in die Höhe schnellen.

Ich esse nicht jeden Tag so, aber Gemüse mit einem guten Schuss Olivenöl macht mich in der Tat ziemlich lange satt. Auch verfeinere ich Suppen oft mit einem nicht zu kleinen Löffel Saure Sahne oder Kokosmilch bzw. Kokoscreme. Dadurch schmecken sie noch besser und sättigen länger.

Früher habe ich ganz anders gegessen, mehr energiedichte Lebensmittel wie Pizza, viel Fett, um beispielsweise vorgefertigte Gerichte aus der Tiefkühltruhe anzubraten, Pommes mit Mayonnaise und Ketchup, oder auch den ganzen Tag nur Brot mit Belag.

Ich war nicht glücklicher damit und auch nicht satter, ich bekam relativ schnell wieder Hunger, und die vielen Kalorien ließen mich dicker und dicker werden.

Ich wusste nicht, dass ich es mir unnötig schwer machte, indem ich nicht auf den Wassergehalt der Lebensmittel achtete, wunderte mich oft nur, dass ich immer dicker wurde, obwohl ich doch »so wenig« aß. Eine kleine Portion Pommes ist ja verglichen mit einem riesigen Topf Gemüse wirklich nicht viel.

Nun esse ich viel mehr und bin dabei so schlank geworden, dass ich mich kaum mehr im Spiegel wiedererkenne.

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