Üblicherweise geht man davon aus, dass schlanke Menschen gesünder sind als übergewichtige. Das trifft aber nicht immer zu. So gibt es übergewichtige Menschen, die absolut gesund sind, keinen zu hohen Blutdruck haben, keine zu hohen Cholesterinwerte und auch keine zu hohen Blutzuckerwerte oder Diabetes. Im Gegensatz dazu gibt es Menschen, die äußerlich schlank aussehen, aber trotzdem von all diesen Zipperlein betroffen sind. Man kann also nicht davon ausgehen, dass schlank automatisch gesund bedeutet.

Eigentlich – das haben mittlerweile viele Untersuchungen ergeben – sind Menschen, die genügend Fett für schlechte Zeiten einlagern können, die gesündere Variante der Spezies. Jemand, der kein Fett ansetzen kann, würde in einer natürlichen Umgebung eher sterben. Deshalb ist es auch ganz logisch, dass wir nicht gleich Dutzende von Krankheiten bekommen, wenn wir mal etwas zunehmen oder auch, wenn wir generell Übergewicht haben. Unser Körper kann damit umgehen. Er betrachtet es als einen sehr nützlichen, allerdings vorübergehenden Zustand. Solange der übergewichtige Zustand nicht fast ausschließlich von industriell verarbeiteten Produkten, Zucker, Weißmehl und Junk Food gespeist wird, empfindet unser Körper es vermutlich als sehr beruhigend, wenn ein paar Kilo mehr da sind, als er täglich zum Überleben braucht.

Solange wir jung sind, haben wir meistens auch keine gesundheitlichen Probleme. Wenn wir älter werden, ändert sich das, weil unsere Zellen altern und nicht mehr einfach so jede Sünde kompensieren können. Sobald wir die reproduktive Phase hinter uns gelassen haben – also nach Ansicht der Natur unsere Aufgabe, die nächste Generation in die Welt zu setzen und aufzuziehen, erfüllt haben – ist es vorgesehen, dass wir möglichst bald vom Erdball verschwinden.

Tun wir aber nicht. Und je älter wir werden, desto mehr merken wir, dass die Natur uns das übelnimmt. Fünfzigjährige sehen heute aus, als wären sie erst dreißig, und Siebzigjährige, als wären sie fünfzig. Bei erstaunlich vielen Menschen klappt es sogar, dass sie über hundert werden. Wünschenswert, solange man gesund und fit ist, weniger wünschenswert, wenn man in einem Pflegeheim dahinsiechen muss. Deshalb ist es sinnvoll, das, was ein gesunders Älterwerden befördert, zu unterstützen.

Ein gesunder und natürlich schlanker Lebensstil bedeutet dabei: kein Stress beim Essen. Das heißt, keine Vorschriften, die uns so einengen, dass Essen und damit Leben keinen Spaß mehr macht. Denn wer will schon hundert werden, ohne Vergnügen am Leben zu haben? Vergnügen bedeutet aber sicherlich nicht, ständig Zucker, Weißmehlprodukte und Alkohol zu sich zu nehmen, denn das kommt so in der Natur nicht vor. Zucker ist in der Natur ein sehr rares und wertvolles Gut, es wird nur in Obst gefunden oder in dem, was Bienen aus Blüten heraussaugen, dem Honig. Obst wiederum wächst meistens nur im Sommer, also im Winter gibt es praktisch keinen Zucker. Honig steht auch nur dann zur Verfügung, wenn es Blüten gibt, wiederum im Sommer.

Wenn wir uns also gerade im Winter – insbesondere zu Weihnachten – mit viel Zucker und auch sonstigen nicht sehr gesunden und kalorienhaltigen Lebensmitteln vollstopfen, ist das mehr als unnatürlich, es ist im wahrsten Sinne des Wortes pervers (was ja eigentlich nur »verdreht« bedeutet von lateinisch perversus, was auch mit falsch, töricht übersetzt werden kann). Im Winter sollten wir so gut wie keinen Zucker und nichts Zuckerhaltiges essen, generell eher wenig, so dass wir im Frühjahr dann abgemagert sind, wenn die Pflanzen und Tiere erwachen, die die Grundlage unserer Nahrung sind. Ab dem Frühjahr können wir dann wieder richtig genießen, was wächst und unseren Speiseplan bereichert.

Aber was tun wir? Wir stopfen uns im Winter gegen jeden natürlichen Plan voll, so dass wir zunehmen, essen im Winter mehr Kalorien als im Sommer (wer hat von so etwas in der Natur schon einmal gehört?), und dann machen wir eine »Frühjahrskur«, um den Speck wieder loszuwerden, den wir uns völlig sinnlos in der eigentlich kalorienarmen, mageren Jahreszeit angefuttert haben. Im Frühjahr sollten wir essen, das frische Grün genießen und unsere Reserven auffüllen.

Natürlich schlank wäre man also, wenn man im Winter wenig isst, Nüsse und Samen und Wurzeln hauptsächlich, und im Frühjahr dann wieder anfängt, die frischen Sachen zu essen, die es dann gibt, zum Sommer hin immer mehr, ein wenig Fett ansetzt über die warme Zeit, bis dann wieder der Herbst und der Winter kommt, in dem wir dann unsere Kalorienaufnahme auf das Minimum herunterfahren.

Merken Sie was? So ist es überhaupt nicht. Wir leben so unnatürlich, dass wir es genau umgekehrt machen. Dann, wenn es eigentlich nichts zu essen gibt, im Winter, essen wir massenhaft, und dann, wenn es viel zu essen gibt, versuchen wir abzunehmen für den Sommerurlaub. Wir benehmen uns also wirklich pervers = töricht, denn wir schaden uns selbst dadurch.

Jedem, der es schon einmal versucht hat, fällt auf, dass es sich im Frühjahr und Sommer sehr viel leichter abnehmen lässt als im Winter. Warum? Das liegt auf der Hand: Im Winter lagert der Körper ein, weil ja nichts wächst, er also länger mit seinen Reserven auskommen muss. Im Sommer kann jederzeit von außen frische Nahrung zugeführt werden, also kann der Körper da die Reserven reduzieren und einfach loslassen.

Wenn wir dem Körper also nun ausgerechnet dann, wenn er für uns sorgen und unsere Lebenskraft erhalten will, indem er eine möglichst gute Speicherverwaltung fährt, extrem viel Kalorien zuführen, auch Dinge, die es natürlicherweise in dieser Jahreszeit nicht gibt wie Zucker, dann verwirrt ihn das. Er will speichern und sparen, aber gleichzeitig wird von außen Energie zugeführt, die es zu diesem Zeitpunkt gar nicht geben dürfte. Natürlich speichert er dann noch mehr, aber er gibt von dem Vorhandenem so wenig wie möglich ab, denn das kann ja nur ein Irrtum sein, dass es etwas zu essen gibt, obwohl es draußen kalt ist.

Mit der Zeit, wenn wir das jedes Jahr tun, wird der Körper dann wahrscheinlich krank, entwickelt Diabetes, weil in der Periode, in der der Körper sich von dem vielen Essen erholen könnte, auch gegessen wird, und sogar noch mehr als in der Zeit, die von der Natur für eine eher verschwenderische Nahrungsaufnahme vorgesehen ist, nämlich Frühjahr und vor allem Sommer.

Wenn wir nach dem Prinzip Natürlich schlank leben, werden wir feststellen, dass wir im Winter nicht viel Hunger haben und eher weniger essen wollen. Im Frühjahr und Sommer hingegen erwacht der Appetit. Warum also nicht so essen, wie unser Körper es uns vorgibt? Dann werden wir nicht nur mit einer schlanken Figur belohnt, sondern auch mit Gesundheit, denn im Winter könnten wir auf natürliche Weise fasten, auch mal ein oder zwei Tage lang nichts oder so gut wie nichts (unter 500 Kalorien am Tag) essen.

Dadurch bleibt unser Körper im natürlichen Rhythmus und wird es uns mit einem langen, gesunden Leben danken.

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