Ja, das ist das Interessante. Eine permanente, gleichmäßige Kalorienreduktion in einem Bereich, wie sie Diäten empfehlen, führt zu weniger Verbrauch. Das bedingt dann nach Ende der Diät den JoJo-Effekt. Unvermeidlich, scheint es.
Das Fasten – selbst das mit 500 Kalorien am Tag, was man logischerweise auch als nichts anderes als eine Kalorienreduktion bezeichnen könnte – funktioniert jedoch anders.
Wenn wir noch genügend Kalorien zu uns nehmen, dass der Verbrauch mit einigen kleinen Korrekturen gedeckt werden kann, macht der Körper das. Er korrigiert den Verbrauch nach unten. Es werden ja immer noch genügend Kalorien zugeführt, so dass er sich keine Sorgen machen muss. Es ist eine gewisse Nahrungsknappheit, aber noch keine Hungersnot. Kein Grund zu verzweifelten Maßnahmen.
Bei 500 Kalorien jedoch ist eine leichte Panik angesagt. Denn das reicht beim besten Willen nicht mehr, um den Verbrauch zu decken, egal, was man alles herunterfährt. Das Öl ist alle, die Heizung muss abgestellt werden … denkt man.
Aber was passiert? Das Gegenteil.
Ja, genau. Der Verbrauch wird erhöht.
Da reißen wir doch die Augen auf, oder nicht? Ich habe es jedenfalls getan.
Was soll das denn für eine lebensrettende Maßnahme sein? Noch mehr zu verbrauchen als bisher, obwohl praktisch gar nichts mehr reinkommt?
Hier geht es nun aber um die Möglichkeit, dass etwas hereinkommen könnte.
Ich kann in der Ecke liegen und langsam verhungern, nichts tun und auf ein Wunder warten – oder ich kann rausgehen und aktiv nach Nahrung suchen.
Wie fast immer im Leben ist die aktive Perspektive die bessere.
Aber was brauche ich, wenn ich mich aufraffe und jagen gehe?
Energie.
Also stellt der Körper das zur Verfügung. Es ist die beste Chance, doch noch zu mehr Kalorien zu kommen und damit das unausweichliche Ende zu vermeiden.
Hier wird also eine altbekannte Tatsache auf den Kopf gestellt. Ich esse weniger, der Stoffwechsel fährt herunter, ich nehme nicht mehr ab, ich esse noch weniger, der Stoffwechsel fährt noch mehr herunter, ich nehme nicht mehr ab … bis ich nicht mehr tiefergehen kann und wieder mehr esse. Nun ist aber der Verbrauch so heruntergefahren, dass ich nur mit der Hälfte von dem, was ich früher gegessen habe, schon zunehme. Ein Teufelskreis.
Fasten? Ich esse sehr viel weniger (oder gar nichts), der Stoffwechsel läuft normal weiter – quasi im Wartemodus, vielleicht hat die Jagd ja nur länger gedauert. Nach relativ kurzer Zeit, wenn kein Essen hereinkommt, wird er jedoch hochgefahren. Los, geh jagen! Hol das, was ich, dein Körper, brauche!
Das ist das ganze Geheimnis. Und diesen Effekt kann man nun natürlich ausnutzen, um abzunehmen. Den Körper immer mal wieder mit extrem wenig Essen schocken, damit er die Maschine anwirft. Und dann läuft sie eine Weile weiter, auch wenn man schon wieder isst. Wenn einmal Kohle nachgeworfen worden ist, muss die erst mal verbraucht werden, bevor alles wieder back to normal geht.
Wenn man nur Gewichtsprobleme hat und sonst gesund ist, ist das eigentlich alles.
Wenn man aber krank ist, Diabetes hat, dann geschieht wirklich ein Wunder. Der Körper erholt sich wieder und kann heilen. Es kommt einem so vor, als ob der Körper einfach keine Kapazitäten mehr freihätte für Krankheit, wenn so wenig Energie hereinkommt.
Das ist natürlich viel komplizierter, und es wird sicherlich nicht hundertprozentig bei jedem funktionieren, aber die Erfolge sind erstaunlich.
Es hängt alles am Insulin. Wovon ich aber viel zu wenig Ahnung habe, um dazu etwas Gescheites sagen zu können. Ich bin keine Ärztin und gebe auch keine ärztlichen Ratschläge. Das macht aber Dr. Fung schon zur Genüge:
Kalorienreduktion verglichen mit Fasten
Was beim Fasten vor allen Dingen abgebaut wird, ist das sogenannte innere Bauchfett, das viszerale Fett, das die Organe umschließt und unseren Körper krank macht, wenn es im Übermaß vorhanden ist.
Mit einer normalen Diät ist es fast unmöglich, an dieses Bauchfett heranzukommen, denn unser Körper betrachtet es als seine letzte Reserve, die er nur im äußersten Notfall angreift. Wenn das Fett nur in der üblichen Menge vorhanden ist, ist das auch richtig so, denn es wäre fatal, wenn unsere Organe ungeschützt wären. Wenn es aber im Übermaß vorhanden ist, scheint dieser Mechanismus immer noch zu greifen. Was dann keinen schützenden, sondern den gegenteiligen Effekt erzeugt.
Deshalb ist es gut, wenn man möglichst wenig von diesem inneren, oft unsichtbaren Fett hat. Auch wenn der äußere Körper schon schlank aussieht, kann da innen noch einiges in Unordnung sein, das man nicht sieht.
Da unser Körper uns möglichst viel Energie zur Verfügung stellen will, damit wir jagen gehen können, wenn wir nur sehr wenig essen, stellt er auf Fettverbrennung um. Denn unsere Fettreserven sind das größte Energiepotential, das er hat.
Und das ist unsere Chance. Die wir nutzen sollten.
Wie wir mittlerweile wissen, ist dieses innere Bauchfett nicht einfach passiv. Es sendet Entzündungsbotenstoffe aus – und fördert so direkt Typ 2 Diabetes und Arteriosklerose. Es ist also keinesfalls ein ästhetisches Problem, mit dem wir uns da im Bauch herumschlagen. Es ist eine ganz massive Bedrohung für unsere Gesundheit.
Obwohl das so ist, ist an dieses Fett äußerst schwer heranzukommen. Es wird vom Körper wie die Goldvorräte von Fort Knox bewacht. Denn es ist immer noch das Fett, das unsere Organe schützt, und dieser Schutz hat eine hohe, sehr hohe Priorität.
Zum Schluss aber, wenn es ums Überleben geht, greift der Körper auf alle seine Vorräte zurück, auch auf diesen. Er verbrennt Fett, wo immer er es findet.
Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass die Menschen in Zeiten, in denen es sehr wenig zu essen gab, gesünder waren, als sie es heute sind – mit all dem Überfluss der Nahrungsmittelindustrie.
So etwas hat natürlich Grenzen. Niemand, der permanent hungern muss, wird auf Dauer überleben. Aber während der amerikanischen Depression (ab 1929 bis in den zweiten Weltkrieg hinein) – als viele Menschen sehr wenig hatten und demgemäß schlank und rank waren – stieg die Lebenserwartung um mehrere Jahre an.
Richtig gelesen: Die Menschen hatten sehr wenig zu essen, waren aber gesund, starben nicht an Diabetes oder Herzinfarkt, sondern lebten länger. Weil sie gesünder waren.
Das ist schon eine interessante Erkenntnis: Der Überfluss verkürzt unsere Lebenszeit. Und nicht nur das: Er verkürzt vor allem unsere gesunde Lebenszeit. Wir verlängern ein krankes Leben, solange wir können, aber macht uns das wirklich Spaß? Wäre es nicht viel besser, wir würden gesünder länger leben?
Die Antwort liegt wohl auf der Hand. Ich möchte gern ohne Medikamente und ohne vermeidbare Operationen so lange leben, wie ich kann. So gesund wie möglich das Leben genießen, bis ich hundert bin. Oder älter. Es gibt Leute, die mit über hundert noch Marathon laufen.
Das muss nicht sein, aber ich möchte auf jeden Fall nicht in irgendeinem Pflegeheim dahinsiechen und das Bett nicht mehr verlassen können. Wenn das der Fall ist, möchte ich lieber sterben.
Ich möchte natürlich schlank alt werden. Deshalb spricht mich das Intermittent Fasting so an.
Es ist eine natürliche Methode. Eine natürlich schlanke Methode. Die nichts kostet und keinen großen Aufwand verursacht. Uns sogar noch Geld spart, unserer Gesundheit nützt und unsere Lebensqualität wie auch die Chance auf ein längeres, gesundes Leben verbessert.
Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Also tue ich es jetzt. Es ist unglaublich, wie viel Bauchfett ich schon nach wenigen Wochen mit nur zwei Tagen in der Woche bei 500 Kalorien verloren habe. Und fast noch besser ist die unbändige Energie, die mich erfüllt. Mein Körper zieht so viel Energie aus meinen Fettreserven, dass ich gar nicht weiß, wohin mit meiner Energie. Ich fühle mich wohl und glücklich, es geht mir gut, und viele Dinge, die ich lange aufgeschoben hatte, erledige ich jetzt so nebenbei.
Das ganze Leben wird einfacher. Es geht nicht nur ums Abnehmen, es geht um die eigene Gesundheit und um Lebensqualität.
Und davon kann man schließlich nie genug haben, oder?