Die The-Biggest-Loser-Diät fährt – wie alle Diäten – den Verbrauch herunter. Der arme Mann, der früher einmal 3500 Kalorien essen konnte, ohne zuzunehmen, isst jetzt viel weniger, sagen wir mal 2000 Kalorien (was noch unter dem normalen Bedarf eines Mannes liegt) – und nimmt zu.

Er hat sich also wochenlang, monatelang ganz umsonst gequält. Der kurzfristige Erfolg der Gewichtsabnahme wird sich nicht lange halten. Vielen wohlbekannt.

Abgenommen haben wir alle – ganz egal, mit welcher Methode –, aber das Gewicht gehalten?

Was also tun, damit das nicht passiert, was den armen Kandidaten bei The Biggest Loser nach der ersten Euphorie die Lebensfreude nimmt? Und vielleicht jede Hoffnung, je einmal schlank werden zu können. Oder auch nur dünner, als sie jetzt sind.

Unsere Anpassungsfähigkeit ist wieder einmal der Schlüssel. Eine permanente Kalorienreduktion ist total widersinnig, denn so etwas gab es in der Geschichte der Menschheit nie. Entweder es gab etwas zu essen – oder es gab nichts zu essen oder nur sehr wenig.

Auf eine permanente Kalorienreduktion ist unser Körper nicht eingestellt, sein Programm enthält keine solche Option, aber was enthält es?

Auf und Ab. Mal mehr, mal weniger, mal gar nichts – und dann wieder ganz viel. Gleichmäßige Kalorienzufuhr gab es in der Menschheitsgeschichte genauso wenig wie Diäten, ein berechnetes Kaloriendefizit. Die Natur blüht und gedeiht, versorgt uns mit Hülle und Fülle, oder sie ruht, darbt, schläft, gibt nichts her.

Was liegt also näher als es genauso zu machen? So schlimm, wie es früher war, ist es heute nicht mehr. Wir müssen nicht den ganzen Winter auf Nahrung verzichten oder wie die Eichhörnchen von den wenigen Nüssen leben, die wir irgendwo vergraben haben. Aber wie wäre es denn mit zeitweise?

Ein paar Tage im Monat, ein paar Tage (oder auch nur einen Tag) in der Woche oder auch nur längere Perioden am Tag nichts essen?

Das entspricht unserem Bauplan. So weiß unser Körper, was er tun muss – und das tut er auch.

Fasten ist ein natürlicher Vorgang, nichts Fremdes, kein Convenience-Produkt. Es ist das Produkt der Natur selbst. Ein überlebenswichtiges Produkt. Warum nutzen wir es also dann nicht, um zu überleben? Oder etwas weniger melodramatisch ausgedrückt: um mit einem gesunden Gewicht zu leben?

Dr. Jason Fung (The Obesity Code - Unlocking the Secrets of Weight Loss) ist ein kanadischer Arzt, der in letzter Zeit sehr von sich reden macht. Denn er stellt vieles, was uns Ärzte bisher weisgemacht haben, auf den Kopf. Seine Erkenntnisse sind nicht unbedingt etwas Neues, aber er hat sich aus der Diätdiskussion gelöst, es geht ihm also nicht nur ums Gewicht, um etwas, das vielen eher wie ein ästhetisches Problem erscheint (was es nicht ist, sobald sich der BMI in Richtung 60 bewegt), sondern ihm geht es um die Gesundheit und um die Möglichkeit eines langen, zufriedenen, erfüllten Lebens ohne Zivilisationskrankheiten.

Diabetes II beispielsweise – üblicherweise von Übergewicht begleitet – galt lange als unheilbar. Wenn man ihn einmal hat, hat man sozusagen Pech gehabt. Ein Zurück gibt es nicht.

Falsch, sagt Dr. Fung. Diabetes ist heilbar. Und zwar ganz einfach, ohne viel Aufwand und ohne Medikamente.

Viele Studien belegen das, aber trotzdem verschreiben Ärzte lieber Tabletten und führen ihre vertrauensvollen Patienten in die Insulinspirale, als so ein einfaches Mittel wie das Fasten auch überhaupt nur zu versuchen.

Ein Mittel, das nichts kostet, ist auch nichts wert, so scheint es.

Fasten ist sogar ein übertriebener Ausdruck, denn was verstehen wir so landläufig darunter? Gar nichts essen, oder?

Darum geht es hier nicht. Natürlich wird niemand davon abgehalten, warum auch? Ein paar Tage nichts zu essen kann jedem in unserer überfütterten Gesellschaft nur gut tun. Aber Dr. Fung bezieht sich auf das Fasten, bei dem man tatsächlich immer noch ein bisschen etwas essen darf.

Vielleicht ist es unserer Bequemlichkeit geschuldet, dass sich diese Fastenform in letzter Zeit so rasant entwickelt hat. Denn was ist einfacher, als nur mal einen Tag nichts zu essen? Das schafft wirklich jeder.

Man braucht keine spezielle Vorbereitung dazu, man kann einfach anfangen, es einen Tag lang durchziehen – und am nächsten Tag kann man wieder normal essen.

Wie genau man das gestalten will, bleibt einem selbst überlassen. Man kann nur zwei Tage in der Woche nichts – beziehungsweise 500 (Frauen) oder 600 (Männer) Kalorien – essen, die restlichen fünf Tage nichts an seinen Mahlzeiten ändern (obwohl mehr Gemüse und generell gesünderes Essen sicher nicht schadet) und dabei abnehmen und seine Blutzuckerwerte ebenso wie Blutdruck und den ganzen Rest senken.

Man kann einen Tag essen und am nächsten fasten (hier ist jetzt immer die Form mit den 500/600 Kalorien gemeint), abwechselnd bis in alle Ewigkeit. (Wobei es kein Problem darstellt, an Geburtstagen, Feiertagen, besonderen Gelegenheiten nicht zu fasten, einfach normal zu essen. Diese Art des Fastens ist also auch sehr sozialverträglich, weil sie so flexibel ist.)

Man kann zwanzig Stunden am Tag nichts essen und dann nur die restlichen vier Stunden des Tages zur Nahrungszufuhr nutzen.

Man kann jeden Monat ein paar Tage am Stück fasten.

Man kann eine Woche, zwei oder mehr fasten. Man kann alle drei, sechs oder zwölf Monate fasten. Man kann sogar ein ganzes Jahr lang fasten (der Rekord steht bei länger als einem Jahr), und ist danach gesünder, als man es je war. Und dünner.

Man kann einfach fasten, wenn einem danach ist.

Es ist eine kostenlose, leicht durchführbare, einfache Methode. Man spart sogar noch Geld an den Fastentagen, denn man isst ja nichts oder erheblich weniger als sonst.

Der Gewichtsverlust ist unvermeidlich (und erwünscht), aber Dr. Fung empfindet das nur als angenehmen Nebeneffekt. Sein hauptsächliches Anliegen ist es, Krankheiten wie Diabetes zu besiegen.

Und dabei ist die Fastenmethode sehr erfolgreich.

Aber fährt denn da der Verbrauch nicht herunter? Wenn man so wenig isst? Das haben wir doch gerade eben gelernt, dass deshalb die armen Kandidaten nie dauerhaft abnehmen können.

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Wird fortgesetzt

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