Ich würde gern noch mal auf das Kalorienzählen eingehen. Denn zu meinem Erschrecken habe ich festgestellt, dass es tatsächlich Leute gibt, die Natürlich schlank machen oder Intervallfasten und dazu Kalorien zählen! 😲 So in dem Stil: Ich esse nur noch zweimal am Tag, faste 16, 17, 18 Stunden, aber ich achte darauf, dass ich nicht mehr als 1.500 Kalorien zu mir nehme.
Wer zum Teufel kommt denn auf so einen – Entschuldigung – Schwachsinn? Das ist Diätdenken. Kalorien haben absolut nichts mit Übergewicht zu tun. Also kann man auch nicht auf Dauer abnehmen, wenn man die Kalorien reduziert. Man kann tatsächlich für kurze Zeit damit abnehmen, das haben viele Leute oft genug getan, aber nur für so ca. sechs Monate. Dann spätestens wehrt sich der Körper (das tut er schon vorher, aber ab einem halben Jahr merkt man es dann massiv, beispielsweise durch ein Plateau, wir nehmen nicht mehr ab) und hat die Energie, die er verbraucht, dem angepasst, was wir ihm an weniger Energie zuführen. Der Stoffwechsel fährt Stück für Stück herunter, uns wird kalt, wir fühlen uns oft müde und abgeschlagen, und wenn wir dann wieder anfangen, normal zu essen, nehmen wir zu. Obwohl die Kalorienzahl vielleicht sogar niedriger ist als vorher, bevor wir mit der Diät angefangen haben.
Logisch. Das ist wie mit einem Ofen. Früher, als ich ein Kind war, hatten wir einen Kohleofen. Der heizte die ganze Wohnung. Aber nur, wenn er genügend Kohle hatte. Keine Kohle, keine Wärme. Genauso ist es mit Kalorien. Denn Kalorien sind eine Einheit, die die Wärmemenge misst. Eine Kalorie ist nach einer gängigen Definition die Wärmemenge, die erforderlich ist, um (bei bestimmten Bedingungen) 1 Gramm Wasser um 1 Grad Celsius zu erwärmen. (Wikipedia)
Kalorien haben also absolut nichts mit Ernährung zu tun oder mit irgendwelchen Lebensmitteln, die wir essen. Wenn wir zu wenig davon essen, merken wir, womit Kalorien zu tun haben: mit unserer Körperwärme. Wenn man sehr viel isst, wird einem oft heiß. Weil unser Körper verzweifelt versucht, all die Energie zu verbrennen. Wenn wir zu wenig essen, wird uns kalt, weil der Körper die Heizung herunterfährt, den Kohleofen auf kleinere Flamme stellt, um länger mit der wenigen Energie auszukommen, die wir ihm zuführen. Oder wenigstens bis zur nächsten Mahlzeit.
Kalorien zu zählen ist also so ungefähr dasselbe, wie wenn wir jeden Tag unsere Temperatur messen würden, um abzunehmen. Wenig sinnvoll. Vorsichtig ausgedrückt.
Dennoch wurden wir alle seit dem letzten Jahrhundert darauf trainiert, daran zu glauben, dass wir abnehmen, wenn wir uns ein Thermometer in den Mund stecken, um es mal auf den Punkt zu bringen.
Die ganze Kalorientheorie ist absoluter Schwachsinn. Dieses ganze „Kalorienbilanz“-Gerede ist Schwachsinn. Es basiert auf einer Denkweise, die den menschlichen Körper wie ein physikalisches Problem betrachtet. Wie eine Maschine. 100 Kalorien gehen in den Körper rein, dann muss man auch 100 Kalorien verbrauchen (z.B. durch Sport). Quatsch. Unser Körper ist nicht Physik, er ist Physiologie. Und das ist – obwohl es so ähnlich klingt – absolut nicht dasselbe. In der Physik gibt es keine Hormone. Die Physiologie unseres Körpers läuft aber praktisch ausschließlich auf Hormonen. Also wie kann das vergleichbar sein?
Ist es nicht. Deshalb kann man Kalorien, die eine physikalische Einheit sind, nicht auf unseren Körper, auf die Physiologie unseres Körpers, übertragen. Sie haben dort keinen Platz.
Die Absurdität wird aber geradezu ins Unermessliche getrieben, wenn Leute, die Natürlich schlank oder Intervallfasten machen, dann auch noch Kalorien zählen. Das passt nicht und das funktioniert nicht. Es hält diejenigen, die das machen, nur in ihrem Diätdenken fest, zementiert es geradezu. Sie können das tun, was sie immer schon getan haben, Kalorien zählen, und müssen sich nicht umstellen. Denkfaul könnte man das nennen.
Wer sich trotz Natürlich schlank oder Intervallfasten immer noch mit Kalorien beschäftigt, hat definitiv den Zug verpasst und schaut der Entwicklung, die sich mittlerweile vollzogen hat, nur mit offenem Mund hinterher.
Abnehmen ist eine Frage des Insulins. Kann man Insulin in Kalorien messen? Nein. Insulin ist ein Hormon, das sehr wichtige Aufgaben in unserem Körper erfüllt, das wir aber mehr und mehr missbraucht haben. Statt ihm auch einmal Ruhe zu gönnen, haben wir es ständig beschäftigt. Wer kann das auf Dauer ertragen?
Was wäre, wenn wir keinen Feierabend hätten, kein Wochenende, keinen Schlaf jede Nacht, keinen Urlaub? Wenn wir einfach 24 Stunden am Tag durcharbeiten würden, 365 oder 366 Tage im Jahr? Würden wir das überleben? Wohl kaum. Oder nur in einem sehr mitgenommenen Zustand, in dem wir uns dann von Tag zu Tag schleppen. Aber allein der Schlafentzug würde uns nach kurzer Zeit umbringen. Schlafen müssen wir, sonst sterben wir.
Aber von unserem Insulin verlangen wir, dass es nie schläft. Wir stopfen ständig Sachen in unseren Mund, am allerschlimmsten auch noch süße Sachen, die keinerlei Nährwert haben, und erwarten, dass unser Insulin das alles einfach schluckt und wegsteckt.
Das versucht es auch sehr lange Zeit, aber irgendwann ist es erschöpft. Es muss einfach auch mal Feierabend haben, mal schlafen, mal Urlaub machen, wenn auch nur für ein paar Stunden. (Natürlich machen Hormone nie Urlaub, das ist nur eine Analogie.) Wenn wir ihm das verwehren, kann es irgendwann nicht mehr das tun, wofür es gedacht ist, nämlich unseren Zuckerwert niedrig bzw. normal zu halten. Der Zuckerwert steigt, wir werden zuerst übergewichtig, weil der Zucker in Fett umgewandelt und überall an unserem Körper eingelagert wird, und das Endstadium ist dann Diabetes 2. Wo wir dann auch noch mit Medikamenten behandelt werden, die das arme Insulin noch mehr quälen, statt ihm endlich Ruhe zu gönnen, damit es seine normale Funktion für uns wieder ausüben kann.
Weniger Kalorien (die es ja physiologisch gar nicht gibt, aber bleiben wir einmal um der Verständlichkeit willen dabei) helfen uns da gar nichts. Was wichtig ist, ist, unser Insulin auch mal schlafen zu lassen, damit es sich erholen kann. Also möglichst viele Stunden nichts zu essen. Dann geht der Insulinwert runter, Fett wird abgebaut, kein neues Fett eingelagert, und wir werden schlank und bleiben schlank.
Ein bisschen sollten wir auch darauf achten, WAS wir essen, denn wenn wir unser Insulin zwar 16 Stunden oder mehr schlafen lassen, dann aber mit einem Kohlenhydratschub wecken, ist das, als würden wir es mit einem Hammer auf den Kopf hauen. Da wird ihm schwindlig. Denn Kohlenhydrate brauchen eine Menge Insulin, um verarbeitet zu werden, das Insulin muss dann also von Null auf Hundert springen, sobald wir nach der Fastenphase der Nacht und des Morgens etwas Süßes in unserem Mund befördern oder so etwas wie ein Brötchen aus weißem Mehl.
Einige Leute, die Natürlich schlank bzw. Intervallfasten machen, berichten deshalb selbst nach längerer Zeit noch von Heißhungerattacken. Das ist widersinnig. Wenn unser Insulin auf einem normalen Niveau ist und wir es nicht ärgern, gibt es keine Heißhungerattacken. Wenn wir außerhalb der Fastenperiode keinen Zucker und kein weißes Mehl essen, haben wir keine Heißhungerattacken. Die werden nur durch falsche Ernährung in der Zeit, in der wir essen, nicht fasten, am Leben erhalten.
Das bedeutet nicht, dass man nun auf alles verzichten muss, was Zucker oder weißes Mehl enthält (obwohl das tatsächlich das Beste wäre, aber wer schafft das schon?) Aber es sollte der geringste Teil unserer Nahrung sein. Und durch viel Gemüse, insbesondere auch Hülsenfrüchte und Dinge, die viele Ballaststoffe enthalten, ausgeglichen werden. Denn Ballaststoffe sind das beste „Gegengift“ gegen Zucker. Etwas, das Kohlenhydrate UND Ballaststoffe enthält (Bohnen zum Beispiel) ist kein Problem. Etwas, das Kohlenhydrate, aber KEINE Ballaststoffe enthält (Brötchen aus Weißmehl, Süßigkeiten o.ä.) ist ein Problem, wenn man das regelmäßig isst. (Einmal als Ausnahme geht immer. Aber eine Ausnahme sollte nicht täglich sein, vielleicht einmal wöchentlich.)
Wenn man Süßigkeiten oder Weißmehlprodukte in seine „Kalorienbilanz“ einbaut, ändert das auch nichts an deren schädlichem Effekt auf unseren Körper.
Weil Kalorien absolut nichts damit zu tun haben.